
Einwohnerzahl: 3646
Geburtstag: 1253 (erstmals urkundlich erwähnt; auf der Stadtwebsite steht auch noch die Zahl 1249; leider weiß ich nicht, was es damit auf sich hat)
Bekannt für: einen Fürsten, der Ahnung vom Gärtnern hatte; den preisgünstigen Markt im Nachbarland; 1 nice Neiße

Insider-Tipp: Nicht dem Parkleitsystem vertrauen, denn es folgt dem Motto: „Wenn du nicht genug Parkplätze für Besucher hast, verwirre sie mit Pfeil-Schildern.“
Inhaltsverzeichnis
Der Fürst-Pückler-Park / Park Mużakowski
Die Besonderheit des Parks besteht schon allein darin, dass er inzwischen zu zwei Dritteln auf polnischem und zu einem Drittel auf deutschem Gebiet liegt. (Das ist beim derzeitigen politischen Modetrend der Abgrenzung verwaltungstechnisch schon bemerkenswert. Baut Grünanlagen, keine Mauern!) Die Anlage im Stil eines englischen Parks wurde ab 1815 durch Fürst Hermann von Pückler-Muskau (1785-1871) konzipiert und umgesetzt. Es wurden Grundstücke gekauft und Dörfer umgesiedelt. Als Fürst darf man das. Und dieser Fürst hatte durch seine zahlreichen Reisen genug Inspiration gesammelt. Leider waren viele der fürstlichen Visionen ohne das nötige Kleingeld nicht umsetzbar. Es scheint so, dass Adelige sehr oft sehr wenig Geld hatten. Vielleicht liegt dies aber auch an einer gewissen Diskrepanz zwischen dem Inhalt der Schatzkammer und dem immerwährenden Drang des Representens, welches dem durchschnittlichen Blaublüter innewohnt.
!["Wir erreichen eine neue Seite des pleasureground [so nennt Pückler sein geschmücktes Parkzentrum], an dessen Eingang eine bunte Gloriette nach Schinkels Zeichnung von ihrem Blüthenhügel in das Thal hinabschaut."](https://unterwegs-im-hinterland.de/wp-content/uploads/2017/05/Bad-Muskau-IMG_3425-300x225.jpg)
„Wir erreichen eine neue Seite des pleasureground [so nennt Pückler sein geschmücktes Parkzentrum], an dessen Eingang eine bunte Gloriette nach Schinkels Zeichnung von ihrem Blüthenhügel in das Thal hinabschaut.“

Von hier entfaltet sich eine grandiose Sicht in die Tiefen des Parks. Dafür beseitigte Pückler 1815 die barocken Gärten seiner Vorgänger und gliederte die neu entstandene Schlosswiese mit einer markanten Pappelgruppe.
Das Neue Schloss
Die Grundmauern des Neuen Schlosses dienten schon seit 1245 als mittelalterliche Befestigungsanlage. Fürst Pückler wollte es im Zuge seiner Landschafts- und Gartengestaltung in einen klassizistischen Bau umwandeln, musste dieses Projekt aber auf Grund des schon beschriebenen Geldmangels aufgeben. Erst sein Nachfolger der Prinz der Niederlande, Friedrich von Oranien-Nassau (1797-1881), wandelte das Schloss in einen Bau im Neorenaissancestil um. Zahlreiche filigrane Schmuckelemente, besonders auf dem Dach, machen das Schloss zu einem wahren Schmuckstück. So schön wie jetzt sah das Schloss aber nicht immer aus. Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs wurde das Neue Schloss geplündert und schließlich von sowjetischen Soldaten niedergebrannt. Während der DDR-Zeit wurde das es zwar enttrümmert, zu einer Restaurierung kam es jedoch nicht. Das Gebäude blieb als Ruine bestehen und wurde erst ab 1996 bis 2011 restauriert.
Auch der Park wurde durch den Zweiten Weltkrieg stark in Mitleidenschaft gezogen. Er diente eine Zeit lang als Anbaufläche für Gemüse. Da Polen seinen Teil des Parks als Naturschutzgebiet deklarierte, wuchs er mit der Zeit zu. Auf deutscher Seite wurde er seit den 1960er Jahren rekonstruiert und gehört seit 2004 mit dem polnischen Teil zum UNESCO-Welterbe.

Hermann Fürst von Pückler-Muskau herrscht Anfang des 19. Jahrhunderts über die Güter des beschaulichen Muskau. Doch Pückler ist nicht einfach nur Fürst – als Frauenheld, Verschwender, Reisender, Schriftsteller und vor allem als Gartenkünstler sorgt er weltweit für Schlagzeilen.

Der Schlossgarten: „Bei Anlegung dieses Gartens habe ich mich ganz freier Laune überlassen, und Regelmässiges mit Unregelmässigem ohne Scheu verbunden.“ Der Garten wird 1919 aufgegeben. Moderne Edelstahlelemente deuten nun Pücklers ursprünglichen Entwurf an.

Von der Hofstube zur Bibliothek. So alt die Decke der historischen Bibliothek auf den ersten Blick erscheinen mag, so stellt sie doch eine Neuschöpfung dar.

Die historische Stuckdecke entstand in der Mitte des 17. Jahrhunderts, als Curt Reinicke von Callenberg (1607-1672) ab 1646 umfangreiche Baumaßnahmen am Muskauer Schloss veranlasste.
Historischer Abriss
1245 | Frühe (Wasser-) Burg |
1361 | Erwähnung als „veste“ (steinerner Bau) |
15. Jh. | Bebauung im Bereich des heutigen Süd- und Westflügels |
16. Jh. | Umbau zum repräsentativen Renaissanceschloss unter Hans Georg von Schönaich |
Ende 16. Jh. | Angliederung des Nordflügels |
1643 | Beschädigung durch Brandstiftung |
17./18. Jh. | Ausbau als barocke Dreiflügelanlage unter Familie von Callenberg |
1815-1826 | Großflächige Umgestaltung des Schlossareals unter Fürst Pückler |
1820 | Errichtung des Englischen Hauses im Park |
17. April 1830 | Anpflanzung dreier ca. 20 Jahre alter kanadischer Pappeln |
1863-1867 | Statische Sicherung und Umbau im Stil der Neorenaissance unter Prinz Friedrich der Niederlande |
1919-1925 | Letzter umfassender Umbau des Schlosses unter Familie von Arnim; Errichtung des Saalanbaus |
1931 | Erklärung von 241 ha zum Naturschutzgebiet „Muskauer Park“ |
1945 | Zerstörung durch Brandstiftung nach Durchzug der Frontlinien; Enteignung der Familie von Arnim; Zuordnung von Schloss und Park zur Stadt Muskau |
1992 | Übernahme durch den Freistaat Sachsen; Notsicherung der Schlossruine |
1996 | Beginn der äußeren Instandsetzung |
2001-2003 | Ausbau des Nordflügels |
2004 | Sanierung der Schlossrampe; Erhalt des UNESCO-Welterbe-Titels |
2005 | Beginn der Fassadenarbeiten am Südflügel |
2006 | Aufbringung der Laterne sowie der Bekrönungsfigur auf den Südwestturm |
2007 | Beginn der Fassadenarbeiten am Westflügel, Fertigstellung der Ostfassade |
2008 | Eröffnung des Südflügels |
2012 | Innenausbau des Westflügels |
2013 | Fertigstellung des Innenausbaus des Festsaals und damit Abschluss des Wiederaufbaus des Neuen Schlosses |
Fürst Hermann von Pückler-Muskau
Fürst Pückler war eine sehr schillernde Person, die man beim Durchlaufen der Dauerausstellung im Neuen Schloss näher kennenlernen darf. Die Gefühle, die man beim Betrachten seiner Biographie hat, schwanken zwischen Mitleid und Bewunderung. Seine Eltern hatten ihn nie so richtig lieb. Sein Großvater mütterlicherseits war eine seiner wenigen familiären Bezugspersonen. Mit seiner adeligen Herkunft haderte er oft und verachtete die „Hofschranze“, war sich seines Standes aber durchaus bewusst und schnell beleidigt, wenn man ihn zu höfischen Festen nicht einlud. Der üblichen Grand Tour eines Adeligen durch Europa folgten viele weitere Reisen bis in den Nahen Osten und nach Nordafrika. Dabei war der Fürst oft auf sich selbst gestellt. Seine Reisetagebücher veröffentlichte er später, sowie auch andere literarische Erzeugnisse. Er war schon zu Lebzeiten ein Bestseller-Autor. Durch den Briefwechsel mit Bettina von Arnim (1785-1859) stand er in direktem Kontakt mit den deutschen Vertretern der Romantik. Er war verheiratet mit Lucie von Hardenberg (1776-1854). Da der Fürst in seiner Ehefrau aber nur eine Art mütterliche Freundin sah, hatte er nebenbei noch zahllose andere Liebschaften, von denen ihn keine langfristig glücklich machte. Aus Geldnot ließen sich Lucie und Hermann sogar pro forma scheiden, damit Pückler erneut reich heiraten könne, um den Ausbau des Parks weiter zu finanzieren. Sie hatten keine Kinder. Der Ausbau ihrer Parks in Muskau und Branitz ist das, worin ihr ganzes Herzblut steckt.

La Familia: links die väterliche Linie derer von Pückler, rechts die mütterliche Linie derer von Callenberg
Historischer Abriss
30. Oktober 1785 | Geburt auf Schloss Muskau
Mutter: Gräfin Clementine von Callenberg Vater: Graf Ludwig Carl Hans Erdmann von Pückler |
ab 1792 | schulische Ausbildung bei der Herrnhuter Brüdergemeinde in Uhyst, im Pädagogium in Halle und im Philanthropinum in Dessau |
1800 | Immatrikulation an der Universität Leipzig, später Abbruch |
1802-1806 | militärische Laufbahn als Leutnant im sächsischen Garde du Corps in Dresden |
1806-1810 | Grand Tour durch ganz Europa |
1811 | Tod des Vaters; gibt Verwaltung an Freund ab |
1812 | erste Reise nach England |
1813 | Teilnahme an der Völkerschlacht bei Leipzig |
09. Oktober 1817 | Heirat mit Lucie von Hardenberg |
1822 | Erhebung in den Fürstenstand |
1825-1829 | Reise durch England und Irland |
1826 | Scheidung von Lucie |
1834-1840 | Reise durch Nordafrika und den Nahen Osten |
1845 | Verkauf der Standesherrschaft Muskau und Umzug nach Branitz |
04. Februar 1871 | Tod auf Schloss Branitz |