Hoyerswerda

Einwohner: 32.636

Geburtstag: 1268

Bekannt für: einstürzende Platten, fremdenfeindliche Ausschreitungen, umgekehrtes Wachstum

Wenn man HoyWoy oberflächlich betrachtet, vereint der Ort alle Klischees, die einem zu einer mittelgroßen Stadt im Osten Deutschlands einfallen. Noch eine Prise Landtagswahlergebnisse darüber und fertig ist die abgehängte Schrumpfstadt, die man besser meidet, weil da ja sowieso nix los ist. Und wie das so ist mit Vorurteilen, pflegen sie sich am besten aus der Ferne. In der direkten Auseinandersetzung vor Ort sieht dann alles nur noch halb so schlimm aus.

Dank seiner, von harten Brüchen geprägten, Geschichte wankt Hoyerswerda im Moment irgendwo zwischen „Was soll hier bloß werden, wenn die Kohle tot ist?“ und „Guck mal, wie schön es hier wieder geworden ist!“. Vielleicht ist das Verkleinern für Hoyerswerda auch eine Art von Gesundschrumpfen, da das Wachstum der Einwohnerzahlen kein gesundes war, sondern rein künstlich erzeugt wurde. Aber fangen wir am Ende an. (Mehr über den Kohlebergbau gibt’s im Blogbeitrag über den Ortsteil Knappenrode.)

Die Neustadt

Im Jahr 1955 beschloss die DDR-Regierung den Bau einer zweiten sozialistischen Stadt. Die Wahl fiel auf die Kleinstadt Hoyerswerda, die zu diesem Zeitpunkt 7.755 Einwohner zählte. Der Ort lag in der Nähe des sich im Aufbau befindlichen Braunkohleveredelungskombinates Schwarze Pumpe. Für die dort zukünftigen Arbeiter wurden dringend Wohnungen benötigt. So begann ab dem Jahr 1957 der Bau von sieben Wohnkomplexen (WK) mit insgesamt 48.000 Wohnungen, deren Bau im Jahr 1963 abgeschlossen sein sollte. Doch schon während der Errichtung machte die Mangelwirtschaft den Stadtplanern zu schaffen und so wurde der WK VII erst im Jahr 1966 fertiggestellt (verglichen mit heutigen Bauprojekten halte ich drei Jahre Verzögerung allerdings für recht moderat).

Es wurden zum ersten Mal ganze Wohneinheiten in Großplattenbauweise errichtet. Dazu entstand in Groß Zeisig das erste Großplattenwerk in der DDR. Doch es wurden nicht nur Wohnungen gebaut, sondern auch Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants, Kindergärten und dergleichen. Geplant war auch ein großes Stadtzentrum, welches die Alt- und die Neustadt verbinden sollte. Da es aus Kostengründen nie in Gänze verwirklicht wurde, besteht Hoyerswerda bis heute aus zwei Teilen, die nie richtig zusammenwuchsen.

Durch den Ausbau des Kombinates Schwarze Pumpe und den Zuzug von immer mehr Menschen in dieses Gebiet musste auch die Hoyerswerdaer Neustadt ausgebaut werden. Manche WK wurden erweitert und es entstanden die komplett neuen WK VIII bis X. Durch diesen massiven Wohnungsbau stieg die Einwohnerzahl bis zum Anfang der 1980er Jahre auf über 70.000 an.

Der rasante Rückgang dieser Zahl begann, wie so viele Rückgänge im Osten, mit der Wende. Da der größte Arbeitgeber der Gegend, das Kombinat Schwarze Pumpe, von der Treuhand zerhackstückt wurde, verloren viele Menschen ihre Anstellung. Die eher flache heimatliche Verwurzelung der Einwohner in Hoyerswerda-Neustadt trug zusätzlich dazu bei, den Wegzug zu beschleunigen. Denn obwohl der Bau der Wohnkomplexe perfekt durchgeplant war, hat sie sich doch wenig über ihren Status als „Schlafstadt“ hinaus entwickelt. Und so folgte auf den Leerstand der Wohnungseinheiten ab dem Ende der 1990er Jahre der Rückbau. Aus architekturhistorischer Sicht ist dies vielleicht traurig, denn so eine am Reißbrett gebaute Stadt hat schon einen gewissen ästhetischen Reiz. Aber die Künstlichkeit solcher Planstädte, die für mich auch immer eine Art von Sterilität ausstrahlen, ist nun mal schlecht von der Hand zu weisen. Und so ist der Abriss einiger Wohnkomplexe vielleicht ganz gesund für die natürliche Entwicklung dieser Stadt.

WK 1, Baubeginn 1957 (historische Postkarte)

WK I, Baubeginn 1957, Blockbauweise (historische Postkarte)

 

WK I, Käthe-Niederkirchner-Straße

 

Beim Herumstreifen durch den WK 1 entdeckte ich diese Plastik. Tipps werden angenommen.

 

Außerdem habe ich noch diese UFO-Landeplätze in der Grünanlage gefunden.

 

Vor der Lindenschule steht diese Plastik. Möglicherweise ist sie eins der Ergebnisse des 3. Bildhauersymposiums mit dem Thema „Jahr des Kindes“. Auch hier wären Tipps sehr willkommen.

 

Am Rand des WK II an der Albert-Einstein-Straße findet man den Skulpturenpark. Er beherbergt die Sandsteinskulpturen des 1. Bildhauersymposiums aus dem Jahr 1975. Diese verschönerten jahrzehntelang den Wohngebiet „Kühnichter Heide“. Aufgrund des Rückbaus dieses Wohngebietes wurden sie im Skulpturenpark neu arrangiert.

 

Sehr gut gelungen ist dabei das Aufstellen von Spiegeln hinter den Sandsteinskulpturen. Auf der Rückseite des Spiegels sind der Künstler und der Objektname vermerkt. Auf dem Foto zu sehen ist „Mutter und Kind“ von Alexander Ilecko.

 

WK III, Bauzeit 1959-1961, Plattenbauweise Typ P1

 

WK IV, Bauzeit 1961-1962, Plattenbauweise Typ P1, Blick auf die Dr. Külz-Straße

 

Das Konrad-Zuse-Haus wurde zu Ehren dieses berühmten Hoyerswerdaers umgestaltet. Nachts erstrahlt ein Lichtkonzept, dass an die Anfänge der Computertechnik erinnern soll.

 

Neben dem Konrad-Zuse-Haus steht diese Skulptur, die wohl die Verschmelzung des Menschen mit dem Computer versinnbildlichen soll. Lange kann’s nicht mehr dauern.

 

WK V bzw. VE, Bauzeit 1962-1964, Plattenbauweise Typ „Hoyerswerda“, Ernst-Heim-Straße

 

WK V bzw. VE, Bauzeit 1962-1964, Plattenbauweise Typ P2, Blick von der Ernst-Heim-Straße

 

WK V bzw. VE, Bauzeit 1962-1964, Plattenbauweise P2, Dr. Külz-Straße, Rückbau im Gange

 

WK VI, Bauzeit 1964-1965, sogenanntes Hochhaus „Am Knie“, Bautzener Allee, früher Wilhelm-Pieck-Straße (historische Postkarte)

 

Auf der Rückseite dieser historischen Postkarte steht nur „Hoyerswerda-Neustadt – Magistrale“. Da ich nicht genug HY-N-Fachwissen habe, kann ich sie leider keinem WK zuordnen.

Das CENTRUM-Warenhaus

Das CENTRUM-Warenhaus wurde in den Jahren 1965 bis 1968 als großes Kaufhaus erbaut. Vorher war die Versorgungslage in der neugebauten Neustadt eher schwierig, da viele Einkaufsmöglichkeiten der Planstadt nicht in dem Tempo verwirklicht wurden, indem sie benötigt wurden. Das Kaufhaus war Teil der Planung, des beide Stadtteile verbindenden, Stadtzentrums, welches allerdings niemals komplett realisiert wurde. So entstanden auf dem als Kulturpark vorgesehenen Areals zusätzliche Wohneinheiten.

Das CENTRUM-Warenhaus entstand in Stahlbetonskelett-Montagebauweise. Die Außenhaut bilden Aluminiumplatten. Der Architekt des Gebäudes war Harry Müller. Ein ähnliches Design verwendete er bei der Fassade der Blechbüchse in Leipzig. Diese immer gleichförmigen Verformungen der Alumiumplatten nennt man hyperbolische Paraboloidelemente. Ob man das Muster des Hoyerswerdaer Warenhauses auch so bezeichnen kann, weiß ich allerdings nicht, dafür kenne ich mich zu schlecht mit hyperbolischen Paraboloidelementen aus.

Das Haus der Berg- und Energiearbeiter (heute Lausitzhalle)

Das Haus der Berg- und Energiearbeiter (HBE) als zentraler kultureller Veranstaltungsort entstand erst in den Jahren 1977 bis 1982. Das HBE enthielt einen großen Saal mit 850 Plätzen und einen kleinen Saal mit 280 Plätzen sowie einen Jugendklub und eine Bar.

An der Außenseite ist ein großes Mosaik angebracht, welches die Arbeit der Bergarbeiter zeigt. Geschaffen wurde es von Fritz Eisel (1929-2010). Mehr Infos über dieses Kunstwerk wären sehr willkommen, sind aber schwer zu finden.

Die Spremberger Brücke und der Brunnen am Elsterbogen

Der Elsterbogen trennt die Alt- von der Neustadt. Die Brücke über die Schwarze Elster wurde 1977 errichtet. Das Geländer ist eine Kunstschmiedearbeit von K.-H. Steinbrück, KPG „neue form“ Seidewinkel und zeigt verschiedene Wasservögel und Fische.

Wer auch immer auf die Idee kam, an den hübschen Tierchen diese schrecklichen Pärchen-Vorhängeschlösser anzubringen: Das hält sowieso nicht zwischen euch beiden, also trennt euch besser jetzt schon! Ernsthaft. Tut es.

Der an der Kreuzung gegenüberliegende Brunnen wurde 1974 gebaut und hieß im Volksmund „ZDF-Brunnen“, wohl weil das Design an die Form des Senderlogos in den Jahren 1963 bis 1987 erinnerte.

Das Zuse-Computer-Museum

Seit dem Jahr 2017 befindet sich das Zuse-Computer-Museum in der Hoyerswerdaer Neustadt. Seine Entstehung geht bis in das Jahr 1995 zurück, als dem Vater des Computers, Konrad Zuse (1910-1995), die Ehrenbürgerwürde verliehen wurde. Zu diesem Anlass entstand bereits eine Ausstellung über sein Schaffen und Wirken, die sich dann zu einem richtigen Museum auswuchs.

Das Museum ist nicht nur für Techniknerds geeignet. Auch wenn man sich in der Welt der Relais und Schaltkreise nicht so genau auskennt, gibt es einiges zu lernen und zu entdecken. Der zeitliche Bogen spannt sich dabei von den Anfängen der Rechenmaschine, dem Abakus, über allerlei technische Fortschritte bis zur Gegenwart unserer Smartphones und Tablets und wirft natürlich einen Blick in die Zukunft (oder um den Besorgtbürger-Standardsatz zu bringen: „Wo soll das noch hinführen?“). Um die Computertechnologie objektivisch abzubilden, werden verschiedenste Rechenmaschinen unterschiedlicher Marken präsentiert und teilweise kann man sie selbst ausprobieren. Der Aufbau und die Wegeführung des Museums ist einer Hauptplatine nachempfunden. Das ganze Ausstellungskonzept ist sehr detailreich gestaltet, bis hin zu den Sitzgelegenheiten, deren Polster mit Konstruktionsskizzen versehen wurden.

Ähnliche Zitate finden sich an mehreren Fensterscheiben des Museums. Aus unserer heutigen Sicht wirken viele Aussagen recht witzig, aber im Kontext ihrer Zeit haben sie schon ihren Sinn.

Was kommt als nächstes?

Der Park am Ehrenhain

Als weiterer Teil des geplanten Stadtzentrums entstand auf dem Gelände eines alten Friedhofs ein sogenannter Ehrenhain mit verschiedenen Ehrendenkmälern für die Opfer des Zweiten Weltkrieges und des Faschismus. Er wurde im Jahr 1975 eingeweiht.

Im Jahr 1989 wurde die ehemalige Begräbniskapelle in das heute noch bestehende Martin-Luther-King-Gemeindehaus umgestaltet, welches mitten im Park und zwischen den Plattenbauten, wie ein Fremdkörper wirkt. Der Park, der das Gemeindehaus umgibt, ist gefüllt mit vielen modernen Skulpturen, die die Ergebnisse des 5. Hoyerswerdaer Bildhauersymposiums waren. Solche Bildhauersymposien wurden in der DDR öfter veranstaltet und dienten der Verschönerung des öffentlichen Raumes. In Hoyerswerda finden sie auch heute noch einmal im Jahr statt. Auch in der Altstadt findet man viele moderne Skulpturen. Leider ist über darüber – genau wie über baugebundene Kunst – bisher wenig Fachliteratur zu finden.

Plastik "Knieender" von Jürgen von Woyski, 1975

Plastik „Knieender“ von Jürgen von Woyski, 1975

Die fremdenfeindlichen Ausschreitungen im September 1991

Wie bereits geschildert, bedeutete die politische Wende 1989/1990 und der Zusammenbruch des bisherigen größten Arbeitsgebers in dieser Region, des Kombinats Schwarze Pumpe, auch ein Zusammenbruch der bisherigen Lebensweise aller Menschen. Die Folgen waren steigende Arbeitslosenzahlen und sinkende Einwohnerzahlen. Hoyerswerda wurde seitdem oft als am schnellsten schrumpfende Stadt in Ostdeutschland bezeichnet.

Die Perspektivlosigkeit und das Warten auf die versprochenen blühenden Landschaften bildeten den perfekten Nährboden für die Entwicklung rechtsradikaler Strukturen. Denn nach dem Zusammenbruch des Nazi-Regimes waren Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit auch in der DDR nicht verschwunden und bereits gegen Ende der 1980er Jahre bekamen rechtsradikale Strömungen wieder einigen Zulauf. Und genauso wie heute verschloss man auch schon vor 30 Jahren die Augen vor solchen Entwicklungen und stand plötzlich ratlos und geschockt daneben, als sich die Fremdenfeindlichkeit gewaltsam entlud und Hoyerswerda zusammen mit Rostock-Lichtenhagen zum Sinnbild für rassistisch motivierte Gewalt in Ostdeutschland wurde und es noch immer ist.

Vom 17. bis zum 22. September 1991 kam es zu mehreren Angriffen von jugendlichen Neonazis auf ein Vertragsarbeiter- und ein Asylbewerberheim. Im Verlauf der Ausschreitungen gesellten sich Anwohner und Schaulustige hinzu, die entweder bei Gewaltakten partizipierten oder zumindest Beifall klatschten. Die Polizei war zum größten Teil mit der Situation überfordert und bekam sie kaum unter Kontrolle. Am 23. September wurde das Asylbewerberheim evakuiert und die Bewohner wurden u. a. in umliegende Heime gebracht.

Zum 15. „Jahrestag“ der Ausschreitungen wurde ein Denkmal errichtet.

Die Altstadt

Während nach dem Zweiten Weltkrieg die Entwicklung der Neustadt ihren boomenden Anfang nahm, verlief die Entwicklung der Altstadt doch etwas konträrer. Wie an vielen anderen Orten in der DDR wurde kaum Wert darauf gelegt, bauhistorische Gebäude, die besonders vom Krieg in Mitleidenschaft gezogen worden waren, zu erhalten. In der Altstadt folgte der Abriss vieler Gebäude bzw. deren schrittweiser Verfall. Der Fokus lag auf der Errichtung der Neustadt. Doch auch in der Altstadt wurden ab 1955 die Baulücken geschlossen und neue Wohneinheiten geschlossen.

Nach der Wende begann wieder eine konträre Entwicklung der Alt- und der Neustadt. Während die Neustadt mit Leerstand und Verfall zu kämpfen hatte, erblühte die Altstadt durch bauhistorische Sanierung wieder und ist heute wieder sehr hübsch anzusehen.

Die Lange Straße in der Altstadt überzeugt vor allem durch Instagramigkeit. Mit ihren niedrigen Handwerkerhäuschen vermittelt sie genau den Charme, den man sich von einer deutschen Kleinstadt wünscht, um Likes und Reichweite zu generieren. Da die Stadt so oft abbrannte, ist es ein Wunder, dass solche Gebäude überhaupt noch zu finden sind.

Das Schloss mit dem Zoo

Die urkundliche Ersterwähnung erfuhr Hoyerswerda im Jahr 1268. Damals wurde Hoyerswerda zwischen den Ländern Bautzen und Görlitz, die beide die Oberlausitz bildeten, aufgeteilt. Vier Jahre später ließ der Graf Hoyer von Vredeberg, dem Hoyerswerda inzwischen gehörte, dort eine Wasserburg errichten. Auf ihn geht vermutlich die erste Hälfte des Stadtnamens zurück. Der Wortteil „-werda“ stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet „Insel im Fluss“.

Im Jahr 1423 verlieh Heinrich von der Duba Hoyerswerda das Stadtrecht. Sein Wappen zierten Eichenzweige, die seitdem auch das Stadtsiegel und -wappen der Stadt Hoyerswerda zeigen. (In der Gründungssage ging das Wappen angeblich auf einen gewissen Howoran zurück, der im Jahr 1003 Heinrich II. das Leben rettete und dafür das Gebiet des späteren Hoyerswerda erhalten haben soll. Auch sein Wappen sollen angeblich Eichenzweige geziert haben.)

Auch die Schmuckdeckel bilden das Wappen der Stadt ab. Zu finden sind sie allerdings nur auf dem Schlosshof und auf der Langen Straße.

In den Jahren 1467/68 wurde Hoyerswerda von Truppen des Sechsstädtebundes belagert. Dabei wurde die Burg zerstört.

Das heutige sehr kompakt wirkende Schloss Hoyerswerda wurde im Jahr 1592 errichtet. Die bekannteste und möglicherweise für Hoyerswerda wichtigste Bewohnerin und Besitzerin des Schlosses war die Reichsfürstin Ursula Katharina von Teschen, a. k. a. Katharina von Altenbockum, Ursula Katharina Lubomirska (1680-1743). Von 1700 bis 1705 war sie die offizielle Mätresse des sächsischen Kurfürsten und polnischen Königs Augusts des Starken. Im Jahr 1704 lieh sie August eine größere Summe Geld und bekam die Herrschaft Hoyerswerda zunächst als Pfand übereignet. Im Verlauf ihrer 32 Jahre andauernden Herrschaft wurde das Pfand in eine Erbschaft umgewandelt. Unter Ursula Katharina von Teschen erfuhr Hoyerswerda einen bisher durch Stadtbrände und Kriegszüge immer wieder verhinderten wirtschaftlichen Aufschwung. Außerdem ließ sie das Schloss im Stile des Barock um einige Anbauten erweitern. Im Jahr 1737 verkaufte die Reichsfürstin Hoyerswerda an den sächsischen Kurfürsten Friedrich August II. um zunächst in ihre Heimat nach Breslau zurückzukehren. Später ließ sie sich mit ihrem zweiten Ehemann in Neschwitz nieder.

Nachdem das Schloss einige Zeit leerstand, wurde es ab dem Jahr 1781 zum Sitz verschiedener Ämter.

Während seiner illustren Rundreise durch Europa weilte auch Napoleon für einen Tag im Schloss.

Der Wiener Kongress im Jahr 1815 bringt weitreichende Veränderungen für Hoyerswerda mit sich. Es gehört nun nicht länger zu Sachsen, sondern zu Preußen. An der grundlegenden Nutzung des Schlosses ändert das nichts. Es zog nun eben der preußische Verwaltungsapparat ein. Ab 1840 wurde ein Stadtgefängnis eingebaut. Als herrschaftliche Residenz hatte das Schloss für immer ausgedient.

Das 20. Jahrhundert bringt noch einmal viele unterschiedliche Nutzungen mit sich. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente das Gebäude weiterhin als Amtsgericht. Ab dem Jahr 1952 wurde ein Museum eingerichtet. Die Umgestaltung des Schlossparks endete im Jahr 1959 mit der Eröffnung des Zoos, der sich direkt neben dem Schloss befindet.

Obwohl das Gebäude genutzt wurde, konnte damit der bauliche Verfall nicht aufgehalten werden. Repariert wurde nur das Nötigste. Eine umfassende Sanierung fand erst in den 1990er Jahren statt. Heute beherbergt das Schloss Hoyerswerda das Stadtmuseum (indem man alles, was hier geschrieben wurde, nochmal nachprüfen kann), das Stadtarchiv und wenn man richtig langweilig sein will, kann man dort sogar heiraten.

Auf dem Platz vor dem Schloss steht die Bronzeplastik „Trompeter“ von Jürgen von Woisky aus dem Jahr 1958.

 

Im Stadtmuseum wird die Entwicklung Hoyerswerdas vom kleinen Ackerbürgerstädtchen zur sozialistischen Planstadt nachgezeichnet.

 

Auf dem Gemälde ist Ursula Katharina von Teschen zu sehen. Sie beherrschte Hoyerswerda 32 Jahre lang. Von ihrer barocken Ausstattung ist leider gar nichts mehr im Schloss vorhanden.

 

Sehr positiv hervorzuheben ist, dass dieses Museum keine Angst vor der jüngeren Geschichte hat. Das 20. Jahrhundert steht selbstverständlich neben allen anderen Epochen.

 

Kohlebergbau – Energiegewinnung auf der einen, absoluter Heimatverlust auf der anderen Seite

 

Etwas, dass man nicht so oft in ostdeutschen Museen sieht: die Auseinandersetzung mit der eigenen Zeitgeschichte. Und viel wichtiger als die Vermittlung großer politischer Entscheidungen, ist die Präsentation der Alltagskultur, hier sehr gut dargestellt durch einen Wohnzimmernachbau aus den späten 1980er Jahren.

 

Der Innenhof

 

Der Eingang des Zoos

 

Auch auf dem Zoogelände finden sich noch einige Plastiken, wie diese hier direkt am Eingang. (Möglicherweise stammt diese Plastik von Dorothea von Philipsborn)

Der Markt und das Rathaus

Bevor Hoyerswerda im Jahr 1423 das Stadtrecht verliehen wurde, erhielt es im Jahr 1346 bereits das Marktrecht. Im Jahr 1449 erhält Hoyerswerda dann den ersten Rathausbau. Da Gebäude früher zu größten Teilen aus Holz gebaut wurden, brannte Hoyerswerda samt Rathaus immer mal wieder ab (früher war besser oder so ähnlich). So zum Beispiel im Jahr 1515 oder auch mehrmals während des Dreißigjährigen Krieges. Das heutige Gebäude geht im Wesentlichen auf einen Bau aus dem Jahr 1680 zurück.

Der rechte Gebäudeteil des Rathauses ist eine Erweiterung aus dem Jahr 1928. Vorher war es ein eigenständiges Gebäude. Das sogenannte Kullmann'sche Haus (ehemals Markt 2) gehörte J. Kullmann, welcher darin ab dem Jahr 1850 eine Druckerei betrieb.

Der rechte Gebäudeteil des Rathauses ist eine Erweiterung aus dem Jahr 1928. Vorher war es ein eigenständiges Gebäude. Das sogenannte Kullmann’sche Haus (ehemals Markt 2) gehörte J. Kullmann, welcher darin ab dem Jahr 1850 eine Druckerei betrieb.

Über dem Rathaus sind mehrere Wappen angebracht. Es handelt sich vermutlich um die Wappen des Seyfried von Promnitz (Mitte), dem Hoyerswerda ab 1581 gehörte, sowie die seiner beiden Ehefrauen Ursula von Schaffgotsch (links) und Benigna von Lobkowitz (rechts). In der Mitte des Torbogens befindet sich das Wappen des Heinrich von der Duba bzw. von Hoyerswerda. (Dieses Wappenportal findet sich auch am Schloss. Allerdings ist es da nicht farbig gefasst.)

 

Die Kursächsische Postmeilensäule

Der Sorbenbrunnen

Der Sorbenbrunnen, welcher sich ebenfalls auf dem Markt befindet, steht dort erst seit dem Jahr 1994. Vorher stand er in der Ortenburg in Bautzen. Geschaffen wurde er im Jahr 1980 von dem Hoyerswerdaer Bildhauer Jürgen von Woyski, der auch etliche weitere Skulpturen in Hoyerswerda schuf. Der Brunnen zeigt ein Paar aus Bronze in sorbischer Bauerntracht und soll daran erinnern, dass in dieser Region die Geschichte der Sorben ein Teil der Geschichte der Lausitz ist. Im Jahr 1912 wurde in Hoyerswerda beispielsweise die Domowina gegründet, der Dachverband der sorbischen Vereine.

Auf dem Weg vom Schloss zum Markt findet man noch dieses Denkmal zur Erinnerung an die Gründung der Domowina.

Die Johanneskirche

Die genauen baulichen Anfänge dieser Kirche liegen im Dunkel der Historie verborgen. Verschiedene Chroniken erwähnen eine Kirche in Hoyerswerda um 1225 bzw. 1346. Es handelte sich wohl um eine spätgotische Hallenkirche. Der Turm wurde im 16. Jahrhundert angebaut.

Die Johanneskirche wird auch Wendische Kirche genannt, denn es wurde auf Sorbisch gepredigt. Die deutsche Kirche stand als kleinerer barocker Bau direkt davor. Als sie wegen Baufälligkeit abgerissen werden musste, wurde auch der Turm erneuert. Am 19./20. April 1945 geriet die Kirche unter Artilleriebeschuss und brannte bis auf die Grundmauern nieder. Der Wiederaufbau erfolgte in den Jahren 1951 bis 1957. Der Kirchturm konnte in den Jahren 1984/85 fertiggestellt werden. Er ist 55 Meter hoch.

Die Kanzel stammt aus dem Jahr 1966 und wurde vom Bildhauer Hempel aus Dresden geschaffen.

 

Der Altar stammt aus Zabeltitz und wurde der Kirche im Zuge des Wiederaufbaus geschenkt. Er ist in das Jahr 1581 zu datieren. Abgebildet sind die Feste Weihnachten, Ostern und Pfingsten, sowie die Trinität.

Fragerunde HoyWoy: Was ist das?

Obwohl ich bei vielen Gebäuden und Plastiken so eine ungefähre Ahnung habe bzw. weiß, wo ich noch nachschlagen könnte, weiß ich es bei vielen Dingen eben nicht. Also ihr angeblich so Heimatverliebten, zeigt mir was ihr über eure Heimat wisst und beglückt mich mit eurem Fachwissen zu den folgenden Bildern.

ByeBye aus HoyWoy!

10 Kommentare

    Bücherfreund

    Das ist eine sehr schöne Webseite.

    Susan

    Danke schön für diese sehr gut aufbereiteten Informationen. Ich kannte Hoy bisher nur über Gundermann und Brigitte Reimann (gibt es zu ihr eigentlich irgendwelche Hinweise in der Neustadt?) und bin nun nochmal mehr motiviert, mich in diese Stadt zu begeben. Dass es eine Altstadt gibt, war mir nicht bekannt.

      Cindy Hiller

      Es freut mich, dass Ihnen mein Artikel gefallen hat. Für Brigitte Reimann gibt es wohl einige Erinnerungsorte in Hoyerswerda, aber ich muss ehrlich gestehen, dass ich mich noch nicht näher damit beschäftigt habe.

    Jens Thieme

    Ich bin ja auch ein in Ex-Hoyerswerdaer – dort geboren-dienstlich Richtung Dresden gezogen & freue mich immer, wenn ich Erinnerungen aus der alten Heimat finde. Sehr schön!!!
    Nur eine kleine Korrektur hätte ich. In der Bautzner Allee – ehemals Wilhelm Pieck Straße steht das Hochhaus „Am Knie“ – das „Y-Hochhaus stand neben dem Krankenhaus.
    Viele Grüße

      Cindy Hiller

      Vielen Dank für Ihren Kommentar und die Anmerkung! Ich habe es im Post berichtigt. Liebe Grüße

    Elke Ahrens

    Soeben habe ich Grit Lemkes Buch „Kinder von Hoy“ beendet. Auf der Suche nach Hintergrundinformationen über die Stadt stieß ich auf Ihren sehr informativen Artikel. Vieles, was im Buch beschrieben wird, ist für mich nun noch anschaulicher geworden, Herzlichen Dank dafür!

      Cindy Hiller

      Vielen Dank für die lieben Worte und den Buchtipp!

    Michael Wiese

    Hoyerswerda war und ist ein Teil meines Lebens (1968-1997). Hier habe ich gelebt, gearbeitet und eine Familie gehabt. Das ehemalige Centrum-Warenhaus war ein Teil meines Lebens, meines Schaffens und hatte dort nette Kollegen und Freunde.
    Ich wünsche der Bevoelkerung von Hoyerswerda auch weiterhin alles Gute für ihre Zukunft. Ich werde ,Hoyerswerda immer in meinem Herzen behalten.

    Janet K.

    Ihr Kommentar: Auf der Rückseite dieser historischen Postkarte steht nur „Hoyerswerda-Neustadt – Magistrale“. Da ich nicht genug HY-N-Fachwissen habe, kann ich sie leider keinem WK zuordnen.
    Ich habe meine Mama gefragt! 🙂
    Die Magistrale war die Wilhelm Pieck Straße die Hauptstraße zwischen WK 1 und WK2.

    Ich wurde 1972 in Hoyerswerda geboren und verließ 2009 aus beruflichen Gründen meine Heimatstadt.

      Cindy Hiller

      Vielen Dank für den hilfreichen Kommentar! Vielen Dank auch an ihre Mutter.

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