Geburtstag: 1259
Einwohner: 1.010
Bekannt für: einen Teil des südlichen Schlachtfelds der Völkerschlacht
Inhaltsverzeichnis
Die Kirchenruine
Das Wort „Ruine“ verursacht meistens eher negative Konnotationen. Es beschreibt ein Gebäude, dass nicht mehr für den Zweck für den es einst gebaut wurde, nutzbar ist. Es scheint rettungslos verloren und wird von der Bevölkerung oft als Schandfleck wahrgenommen. Dabei sind Ruinen an sich gar nichts Schlechtes. Denn an ihnen kann man besonders gut räumliche Veränderungen wahrnehmen. Diese gehen oft auch mit politischen Umbrüchen einher, wie z. B. Kriegen. Eine Ruine sagt über die grenzenlose Zerstörungswut kriegerischer Handlungen meist mehr aus, als ein wiedererrichtetes, saniertes oder restauriertes Gebäude. Als Erinnerungsorte sind Ruinen deshalb hervorragend geeignet. So wie zum Beispiel die Kirchenruine in Wachau bei Markkleeberg. Obwohl die Kirche deutlich älter wirkt, wurde sie in den Jahren 1865 bis 1867 nach den Plänen des Leipziger Architekten Constantin Lipsius (1832-1894) gebaut. Dabei bediente er sich des neogotischen Baustils, der heute den morbiden Charme des verfallenen Gebäudes besonders heraushebt.
Eine Pfarrkirche gab es in dem kleinen Örtchen schon seit 1393. Da Wachau Teil des südlichen Schlachtfeldes während der Völkerschlacht von 1813 war, wurde der ganze Ort stark in Mitleidenschaft gezogen. Die damalige Kirche brannte in Folge der Kämpfe um Wachau ab. Schon kurz darauf wurde wohl ein Neubau errichtet, der aber nicht lange Bestand hatte und schließlich 1865 zum Bau des heute noch bestehenden Gebäudes führte. Doch auch diese Kirche konnte ihre Gestalt nicht lange bewahren. Bereits in den Jahren 1867 und 1868 brachen während eines starken Sturmes vier der Fialen ab. Während des Zweiten Weltkrieges 1945 kamen weitere Beschädigungen durch nahe Bombeneinschläge hinzu. Eine umfangreiche Restaurierung blieb während der folgenden DDR-Zeit aus. Ein Blitzeinschlag im Jahr 1974 führte zu so starken Schäden am Dach des Kirchturmes, dass dieser im darauffolgenden Jahr komplett abgerissen werden musste. Die Trümmer des Turmes blieben bis zum Jahr 1994 im Kirchenschiff liegen. Danach folgten eine Schuttberäumung und eine Restaurierung der Kirche. Im Jahr 1997 konnte die Kirche wiedereröffnet werden und dient seitdem unter anderem als Veranstaltungsort für Konzerte. Erhalten haben sich auch ein Uhrwerk in den Turmresten und eine Glocke aus dem Jahr 1465, die noch aus dem Vorgängerbau stammt.
Was gibt’s noch zu sehen?
Da Wachau – wie schon erwähnt – Teil der, im Leipziger Raum ansonsten sehr unterrepräsentierten, Völkerschlacht vom 16. bis 19. Oktober 1813 war, gibt es dazu allerlei Denkmäler und Gedenksteine und ich fürchte, mal wieder nicht alle gefunden zu haben.
Das Wachtberg-Denkmal
Dieses Denkmal stand ursprünglich auf dem Wachtberg im Dorf Magdeborn. Von diesem 154 Meter hohen Berg aus beobachteten die Oberhäupter der alliierten Monarchien König Friedrich Wilhelm III. von Preußen (1770-1840), Zar Alexander I. von Russland (1777-1825) und Kaiser Franz I. von Österreich (1768-1835) die Schlacht bei Wachau am 16. Oktober 1813. Ihnen zu Ehren wurde vom Verein zur Feier des 19. Oktober im Jahr 1854 ein Denkmal aufgestellt. Da Magdeborn in den Jahren 1977 bis 1980 dem Braunkohleabbau weichen musste, musste auch das Denkmal umgesetzt werden. Es steht seit 1982 in unmittelbarer Nähe der Kirchenruine.
Der Apelstein Nr. 1
Insgesamt 50 solcher Steine ließ der Leipziger Schriftsteller Theodor Apel (1811-1867) zwischen den Jahren 1861 bis 1864 in der Stadt und im Leipziger Umland an für die Völkerschlacht wichtigen Orten aufstellen. Die Präsentation unterscheidet sich dabei deutlich. Der Apelstein Nr. 1 steht sehr bescheiden zugänglich an der Bornaer Chaussee zwischen dem Ortsausgang und dem Gewerbegebiet von Wachau. Auf den Steinen sind sehr viele Informationen zu finden. Verzeichnet werden der Name und das Datum des Gefechts, die Namen der Heerführer, die Truppenbezeichnung und die Truppenstärke, sowie der Verlauf der Front. Oben abgerundete Steine sind mit einem „N“ versehen und zeigen an, dass es sich um einen Teil der napoleonischen Truppe handelt. An der Oberseite spitze Steine sind mit einem „V“ versehen und stehen für die Truppen der verbündeten Gegner Napoleons. Der Stein Nr. 1 steht für die Kampfhandlungen um Wachau am 16. Oktober 1813 unter Herzog Victor von Belluno (1764-1841), der den Ort Wachau gegen die Alliierten verteidigte.
Das ehemalige Rittergut
Das Rittergut in Wachau gehörte seit dem 14. Jahrhundert zum Besitz des Klosters Buch. Ab dem Jahr 1536 hatte es sehr viele adlige und bürgerliche Besitzer. Von 1816 bis 1820 gehörte es Johann Gottlob von Quandt. Seine Mutter ließ einen englischen Park anlegen und als sie starb ließ ihr Sohn ihr zu Ehren einen Sandsteinsarkophag errichten, der noch heute im Park zu sehen ist. Eine weitere Sehenswürdigkeit des Gutsparkes war auch die sogenannte Murat-Linde, benannt nach Joachim Murat (1767-1815), dem König von Neapel. Das besondere an der Linde war eine gewundene 60-stufige Treppe, von der aus man einen weiten Überblick über die Landschaft hatte und an sehr klaren Tagen angeblich bis zum Brocken blicken konnte. Auch Napoleon Bonaparte (1769-1821) und sein Schwager Joachim Murat, der hier sein Hauptquartier hatte, sollen von der Linde auf das Schlachtfeld der Völkerschlacht geblickt haben. Der Baum wurde durch einen Blitzschlag zerstört. An ihrer Stelle steht heute eine neue – nicht begehbare – Linde. Das Herrenhaus ist nicht mehr vorhanden. Es wurde im Zweiten Weltkrieg stark zerstört und kurz danach abgerissen. In den ehemaligen Gutsgebäuden befindet sich u. a. eine Pension.
Das Galgenbergdenkmal
Der Galgenberg gehört zur einen Hälfte zu Liebertwolkwitz (Leipzig) und zur anderen Hälfte zu Wachau (Markkleeberg). Mit 162,6 m ü. NHN ist er die höchste natürliche Erhebung im Leipziger Stadtgebiet. Davon merkt man allerdings recht wenig. Auf dem Galgenberg steht zudem ein großer Sandsteinquader, der natürlich an die *trommelwirbel* Völkerschlacht erinnert. Denn auf diesem hohen Hügel befand sich am 16. Oktober 1813 der südlichste Gefechtsstand von Napoleon Bonaparte. Der Stein wurde im Jahr 1852 vom Verein zur Feier des 19. Oktober aufgestellt.
Gegenüber diesem Denkmal befindet sich tatsächlich noch eins. Es handelt sich dabei um eine Säule aus Rochlitzer Porphyrtuff, die *trommelwirbel* nicht an die Völkerschlacht erinnert, sondern an die Landvermessung des Königreiches Sachsen in den Jahren 1862 bis 1890. Die historische Triangulationssäule der Station Wachau wurde im Jahr 1876 aufgestellt (eine weitere Station im Leipziger Umland befindet sich in Knautnaundorf).
verwendete Literatur
gedruckt
Poser, Steffen, Denkmale zur Völkerschlacht, Leipzig 2008.
online
https://www.sachsen-erkunden.de/koeniglich-saechsische-triangulation/ (letzter Abruf: 13.08.2024)