Off-Topic: Gullydeckel

Nicht immer muss man für Kunst ins Museum gehen. Manchmal reicht es auch einen Blick auf den Gehweg zu riskieren. Da kann man nämlich in manchen Städten wunderhübsch gestaltete Kanaldeckel, sogenannte Schmuckdeckel, entdecken. Da diese meistens in großen Städten zu finden sind, muss man dafür nicht extra ins Hinterland fahren.

Meistens werden die Wappen der Stadt abgebildet, aber oft auch prägende Bauten oder Sehenswürdigkeiten. Ich habe vor, diese noch kleine Galerie beständig zu erweitern, also lohnt es sich immer mal wieder hereinzuschauen. Bis auf den ersten Deckel erfolgt die weitere Auflistung in alphabetischer Reihenfolge. Aus Gründen.

Leipzig

In der schönsten Stadt des Ostens ist auf dem Schmuckdeckel das historische Stadtwappen zu sehen. Auf einem in der Mitte geteilten Schild ist links der wettinische Löwe abgebildet und rechts die Landsberger Pfähle.

In Gundorf (Böhlitz-Ehrenberg) findet man an der Endhaltestelle der Straßenbahnlinie 4 findet man dieses schöne Exemplar, das eine Windrose zeigt.

Dieser Deckel ist auf dem Gelände der ehemaligen Heilanstalt Dösen zu finden. Die Beschriftung verweist möglicherweise auf Albert Finzel, der ein Metallwarengeschäft besaß.

Altenburg

Die Umschrift auf dem Altenburger Deckel benennt neben dem Stadtnamen noch Balduin Bechstein. Die Familie Bechstein ist eng mit der Stadtgeschichte verbunden, besonders durch die Spielkartenfabrik. Balduin Bechstein besaß eine Maschinenfabrik und Eisengießerei, die bis 1945 bestand und wahrscheinlich auch die Vorlage für diesen Deckel lieferte.

Leider konnte ich über die Geschichte dieser beiden Deckel noch nichts herausfinden.

Berlin

Der Berliner Deckel zeigt einige Wahrzeichen der Stadt: den Fernsehturm, das Brandenburger Tor, das Bundeskanzleramt, das Marathontor des Olympiastadions, die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und den Reichstag.

Buxtehude

Der Deckel zeigt das Stadtwappen bestehend aus einem Schild mit zwei gekreuzten Schlüsseln, darüber ein Tatzenspitzenkreuz. Über dem Schild ist ein Stechhelm mit übereck geteilten Büffelhörnern zwischen denen sich ebenfalls ein Tatzenspitzenkreuz befindet.

Dresden

In der sächsischen Landeshauptstadt war man, wie in vielen anderen Städten auch, richtig kreativ und zeigt auf dem Schmuckdeckel das Stadtwappen. Dieses zeigt, wie in vielen anderen sächsischen Städten und Gemeinden auch, richtig kreativ links den meißnischen Löwen und rechts die Landsberger Pfähle.

Eckernförde

In Eckernförde zeigt der Deckel das Stadtwappen bestehend aus drei Wellenleisten, einem gemauerten Zinnenturm und einem Eichhörnchen. Das Eichhörnchen geht wahrscheinlich auf die Herkunft des Stadtnamens zurück und ist auch sonst überall in der Stadt zu finden.

Freiberg

Den Biertrinker*innen unter meiner Leser*innenschaft sollte das Motiv dieses Deckels wenigstens entfernt bekannt vorkommen. Den Deckel (und die Bierflasche) ziert das Wappen der Bergbaustadt, bestehend aus einem Schild auf dem drei Türme und eine Mauer mit einem Fallgitter abgebildet ist. Innerhalb des Fallgitters befindet sich nochmals ein Schild auf dem ein nach links blickender Löwe zu sehen ist. Prost und Glück auf!

Görlitz

Der Görlitzer Schmuckdeckel zeigt das Wappen der Stadt. In einem Wappenschild ist auf der linken Seite ein doppelköpfiger Adler zu sehen. Er steht für das Heilige Römische Reich. Auf der rechten Seite ist ein doppelschwänziger Löwe abgebildet, der die Zunge herausstreckt. Es handelt sich dabei um den böhmischen Löwen, denn als Stadt in der Oberlausitz unterstand Görlitz bis zum Jahr 1635 dem Königreich Böhmen. Zwischen beiden Tieren hängt die Kaiserkrone.

Gößnitz

Dieser Gullydeckel wurde vom Apollo-Werk VEB Gößnitz produziert. Gegründet wurde das Unternehmen 1863 als Maschinenfabrik und Gießerei. Das Werk besteht tatsächlich immer noch, hat aber inzwischen seine Produktion auf Pumpensysteme umgestellt. Gefunden habe ich den Deckel im Schlosspark von Tannenfeld.

Gotha

Auf dem Gelände des Schlosses Friedenstein findet man dieses schöne Exemplar. Es zeigt das Wappen des Bundeslandes Thüringen, ein achtfach quergestreifter Löwe mit einer Krone, der von acht Sternen umgeben wird. Die Umschrift weist auf die Zugehörigkeit des Schlosses zur Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten hin.

Greifswald

In der Hansestadt zeigt der Deckel das Wappen, welches aus dem pommerschen Greif und einem Eichenbaumstumpf besteht.

Grimma

Den Deckel der Stadt Grimma ziert das Wappen, welches eine Stadtmauer mit offenem Tor, zwei Spitztürmen und einem Rundturm zeigt. Links hängt der Wappenschild der Wettiner, rechts der der Burggrafen von Döben.

Groitzsch

Dies ist ein Deckel den ich in Groitzsch gefunden, aber inzwischen auch an vielen anderen Orten gesehen habe. Gezeigt wird das vereinfachte modernisierte Wappen des Freistaats Sachsen, welches als Landessignet im Jahr 1993 von der sächsischen Landesregierung herausgegeben wurde.

Halle

Im übelsten Vorort von Leipzig ziert das eigene Wappen den Deckel. Es zeigt einen Schild, auf dem zwei Sterne und ein Halbmond (keine Angst, keine Islamisierung nachweisbar) abgebildet sind. Die astronomischen Objekte gehen auf die Gründungssage der Stadt Halle zurück und die ärmlichen Verhältnisse unter denen sie entstanden ist.

In der Stadt kursiert auch noch diese Variante mit vergrößertem Stadtwappen und ohne Umschrift.

Es gibt sogar noch eine dritte Variante, die das Stadtwappen ohne Wappenschild zeigt.

Hannover

Der Deckel zeigt in der Mitte das Stadttor, welches rechts und links von den welfischen Löwen flankiert wird.

Hoyerswerda

Die Schmuckdeckel der Stadt Hoyerswerda (sorbisch: Wojerecy) sind nicht, wie sonst üblich, auf dem Markt zu finden, sondern zum einen im Innenhof des Schlosses und zum anderen auf der – inzwischen oft auf Insta zu findenden – Langen Straße. Auch Hoyerswerda zeigt das Wappen der Stadt, das erst seit 1898 offiziell gilt. Es zeigt drei Eichenbäume, die sowohl an ihren Blättern, als auch an ihren Früchten klar zu erkennen sind.

Husum

In der Theodor-Storm-Stadt entschied man sich auch das Stadtwappen abzubilden, welches einen Palisadenzaun mit offenem Torhaus zeigt, indem zwei Löwen wohnen.

Kamenz

Der Schmuckdeckel in Kamenz zeigt das sehr aufwändige Wappen der Lessingstadt. Im unteren Teil ist ein Wappenschild abgebildet, welches eine Stadtmauer mit geöffnetem Tor und zwei Türmen zeigt. Auf den beiden Türmen steht je ein Turmwächter. Beide halten mit jeweils einer Hand in ihrer Mitte noch ein kleineres Wappenschild, auf welchem sich ein Löwe befindet. Umgeben wir das Wappenschild von einem Oberwappen bestehend aus einem bekrönten Helm, der Helmzier und einer Helmdecke. Insgesamt ist es wohl der schönste und detaillierteste Deckel in dieser Liste.

Landsberg am Lech

Auch der Landsberger Schmuckdeckel zeigt das Stadtwappen. Das sogenannte Kreuz auf dem Dreiberg steht für Freiung, Marktfrieden und Gericht. Gefunden habe ich diesen Deckel allerdings in Waldheim, da beide Städte eine Städtepartnerschaft pflegen.

Löbau

Dieser Deckel stammt aus der Eisengießerei und Maschinenfabrik Behrisch u. Co. aus Löbau. Sie wurde 1855 gegründet. Mehr Infos über das Unternehmen gibt’s hier.

Lucka

Es gibt heute immer noch Eisengießereien in Lucka. Welche davon für diesen Deckel verantwortlich, der auch etwas älter zu sein scheint, konnte ich noch nicht herausfinden. Gefunden habe ich ihn in Altenburg.

Lugau im Erzgebirge

Diesen Kanaldeckel sieht man in ostdeutschen Städten noch recht häufig. Ich habe ihn in der Curiestraße in Leipzig entdeckt. Der volkseigene Betrieb Kanalguss Lugau bestand seit 1972.

 

Vor der Verstaatlichung gab es natürlich schon Eisengießerein in Lugau. Eine davon war die Eisengießerei von Moritz Walther, die er 1901 mit Clemens Böttcher gründete. Ab 1941 hieß das Unternehmen „Moritz Walther Nachf.“. Gefunden habe ich diesen Deckel in Rochsburg.

Meißen

Der Deckel zeigt das Stadtwappen, bestehend aus einem Schild auf dem links ein Turm und rechts der sogenannte Meißner Löwe zu sehen ist. Der Löwe war einst das Wappentier der Markgrafen von Meißen und ziert noch heute viele Stadtwappen im ehemaligen Herrschaftsgebiet (siehe Leipzig und Dresden).

Naumburg

Der Naumburger Deckel zeigt das Wahrzeichen der Stadt, den aus dem 13. Jahrhundert bestehenden Dom, in welchem die weltbekannten Stifterfiguren zu finden sind.

Plauen

In der Spitzenstadt zeigt der Schmuckdeckel das Wappen der Stadt, welches auf ein Siegel aus dem Jahr 1329 zurückgeht. Es zeigt zwei Türme, die durch einen gotischen Spitzbogen verbunden sind. Über dem Spitzbogen steht ein Wappenschild mit einem Löwen und darauf thront ein Stechhelm mit aufgefächerten Pfauenfedern. Der Deckel wurde wirklich sehr detailliert ausgearbeitet und alle Einzelheiten sind beim bloßen Vorübergehen kaum zu bemerken.

Schmölln

In der Knopfstadt ist auf dem Schmuckdeckel das Stadtwappen abgebildet. Es zeigt die heilige Jungfrau auf einem Thron sitzend mit Jesus auf ihrem Schoss. Unter dem Thron kann man einen Helm mit Pfauenfedern erkennen. Er steht für das Herrschergeschlecht der Reußen, die einst über Schmölln herrschten. Umrahmt wird das Bild von einem Wappenschild.

Waldheim

In Waldheim findet man auf dem Schmuckdeckel das Wappen der Stadt: ein Turm mit Mittelteil und zwei Seitenaufbauten.

Ein Kommentar

    Unknown

    Hallo Frau Hiller,
    ihr Blog gefällt uns sehr. Gerne würde ich mich mit Ihnen über ein paar Dinge Austauschen. Bitte kontaktieren Sie mich unter f.voss@residenzschloss-altenburg.de, ich habe leider keine anderen Kontaktdaten hier gefunden:-)

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