Geburtstag: 1127 (urkundliche Ersterwähnung)
Einwohner: 6215 (inklusive aller Ortsteile)
Bekannt für: einen Stausee, viel Obst, ein gesprengtes Schloss und irgendwas zum Thema „Völkerschlacht“
Es ist natürlich schlimm, wenn ein Schloss oder ein Herrenhaus leerstehen und langsam vor sich hingammeln. Noch schlimmer ist es allerdings, wenn einem Schloss nicht mal die Chance gegeben wird, in Ruhe zu einer Ruine zu verfallen. So ist es dem Schloss in Rötha ergangen, welches 1969 gesprengt wurde. Aus Gründen.
Inhaltsverzeichnis
Das Schloss
Im Jahr 1592 erwarb Carl von Friesen (1551-1599) das Schloss und das Rittergut Rötha. Nach dem das Gebäude im 30-jährigen Krieg einigen Schaden erlitten hatte, wurde ein Schlossneubau veranlasst, welcher 1668/69 abgeschlossen wurde. Die Mitglieder der Adelsfamilie von Friesen waren hauptsächlich am sächsischen Hof tätig, beispielsweise als Geheime Räte oder hohe Militärangehörige.
In der „Beschreibenden Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsens“ beschrieb Cornelius Gurlitt (1850-1938) 1891 das Schloss mit den folgenden Worten: „Auf der Stelle einer früheren Wasserburg errichtet, deren Befestigungen noch deutlich zu erkennen sind. Die sogenannte kleine Pleisse ist durch Menschenhand um die eine Seite der Wirthschaftsgebäude und einen Theil des Gartens geleitet. (…) Die Gesamtanlage bildete demnach eine Insel, in deren westlichem Theile sich, wiederum inselartig, von einem jetzt theilweise zugeschütteten Wassergraben umgeben, das Schloss erhebt. (…) In der Mitte des 17. Jahrh. machte der gefährliche Zustand des Gebäudes dessen Umbau nöthig. (…) Die 26,3 m breite, 34,3 m tiefe und bis zu dem Hauptgesims 19,7 m hohe Anlage zeigt vier thurmartige, viergeschossige Eckbauten, von welchen in neuerer Zeit der nordwestliche abgetragen werden musste, die östlichen springen in einer Breite von 8,57 m vor. Zwischen ihnen erhebt sich der 28,7 m hohe Thurm mit Inschriftstafel.“
Was gibt es noch zu sehen?
Das Heimatmuseum
Das Heimatmuseum, welches hauptsächlich ehrenamtlich geführt wird, befindet sich im ehemaligen Gefängnisgebäude des Amtsgerichtes von Rötha. Es wurde 1910 gebaut und war bis 1953 in Benutzung.
Das Museum umfasst alle Epochen von der Früh- bis zur Zeitgeschichte, sowie alle Personen und Ereignisse, die für die Stadtgeschichte prägend war. Wie das immer bei ehrenamtlichen Einrichtungen der Fall ist, ist das Geld an allen Ecken knapp. Also, meine liebe Leserschaft, wenn ihr mal in der Nähe seid, gönnt doch dem Museum und eurer eigenen Bildung den einen Euro Eintrittsgeld.
Die St. Georgenkirche
Die Kirche wurde um 1140 gebaut. In den folgenden Jahren wurde die Kirche mehrfach umgebaut, besonders während des 17. Jahrhunderts. Die Silbermannorgel wurde 1721 eingeweiht.
Die St. Marienkirche
Die Kirche wurde in den Jahren 1508 bis 1520 erbaut. Der Bau wurde nie richtig abgeschlossen, weshalb die Kirche hauptsächlich aus einem großen Chorraum besteht. 1932 stürzte der Turm ein und wurde nicht wiederaufgebaut. Auch die Marienkirche hat eine Silbermannorgel, die 1722 eingeweiht wurde.
Die Obstweinschenke
Rötha trägt auch den Beinnamen „Gartenstadt“. Dies geht zurück auf Friedrich Otto Heinrich von Friesen (1831-1910), der den Obstanbau in Rötha ausbauen wollte, da die Obsternten immer ertragreicher wurden. Im Jahr 1875 wurde eine Gärtnerlehranstalt gegründet und 1883 die Röthaer Großkelterei, die die Obsternte industriell verarbeitete. Im Jahr 1888 eröffnete die Obstweinschenke, die sich zu einem beliebten Ausflugsziel etablierte. Ende des Jahres 1993 wurde sie geschlossen und verfällt seitdem.
Der Wasserturm
Der Wasserturm wurde 1913 errichtet und ist 35 Meter hoch. Er dient immer noch der Wasserversorgung und wird derzeit saniert.
Das Volkshaus
Direkt neben dem Wasserturm steht das Volkshaus von Rötha. Es wurde 1926 eröffnet.
Der Stausee
Der Stausee wurde in den Jahren 1938 bis 1942 angelegt. Vorher befanden sich dort Wiesen und Obstplantagen. Der See beinhaltet 275.000 m³ Wasser und wird durch die Pleiße gespeist.
Manja
Ich liebe Heimatmuseen!
Sie sind ganz besonders, gerade weil sie so oft ehrenamtlich geführt werden. Deshalb besuche ich sie auch total gern.
Ein Hoch auf die kleinen Museen, die soviel Freude bereiten 🙂
PS: Der Spruch am Volkshaus ist ja auch der Hammer!
Liebe Grüße
Manja
Cindy Hiller
Danke für deinen lieben Kommentar. Ich habe die meisten Heimatmuseen auch in mein Herz geschlossen. Man entdeckt oft ziemlich skurrile Ausstellungsstücke.
Sebastian Golze
Als ehemaliger Röther, freue ich mich immer wieder über Beiträge von der Stadt meiner Kindheit.
Schön geschrieben!
Weiter so…
Das nächste Mal, werde ich mir die Zeit mal nehmen und das Heimatmuseum anschauen.
Aber Rötha hat doch sicher noch mehr zu bieten? Oder?
„Drei Rosen“, Gasanstalt, oder die zahlreichen Gaststätten, welche mit der Obstweinschänke um Kunden aus dem Umland gebuhlt haben. Die Fahrten ins „Blaue“ waren damals berühmt und berüchtigt.
Liebe Grüße
Von der Ostsee
LG
Cindy Hiller
Vielen Dank für Ihren lieben Kommentar! Leider ist in Rötha der Leer- und Stillstand eingekehrt und es ist nicht mehr viel los.