Geburtstag: 976
Einwohner: 32.788
Bekannt für: eins der viele Herzogtümer, die irgendwas mit Sachsen zu tun haben; Spielkarten; Senf
Inhaltsverzeichnis
Die Sonderausstellung „Intrige im Goldsaal“ im Residenzschloss Altenburg (19.05.-26.08.2018)
Schon kurze Zeit nach der Abdankung des letzten Herzogs von Sachsen-Altenburg im Jahr 1918 wurde im Residenzschloss ein Museum eingerichtet. Und seit dieser Zeit hat sich einiges angesammelt. Wie in vielen anderen Museen auch, bekommt man als heutiger Besucher davon aber nur einen Bruchteil in der Ausstellung zu sehen. Der größte Teil der Kunstobjekte und sonstiger musealer Bestände lagern im Depot. Im Falle des Schlosses platzte dieses Depot nun fast aus allen Nähten und man begann sich die berühmte Frage zu stellen „Ist das Kunst, oder kann das weg?“. Um auch dem Schlossbesucher diese Problematik näherzubringen, entschloss man sich eine Sonderausstellung auf die Beine zu stellen. Aber es sollte keine klassische Vitrinenschau werden. Und deshalb wurde die „Intrige im Goldsaal“ inszeniert, in der nahezu jedes im Depot lagernde Exponat seine fünfzehn Minuten Ruhm einforderte und auch bekam. Das daraus entstandene Chaos zieht sich durch den gesamten Goldsaal des Schlosses und noch ein bisschen darüber hinaus.
Aber diese Sonderausstellung zeigt nicht nur Fülle und Chaos, sondern auch die Ordnungssysteme, welche vor allem das menschliche Leben in seinen Bahnen halten. Denn nicht alle Objekte haben ein Interesse daran, an der Intrige teilzunehmen. Sieben Vertreter der Ordnung legen im – über dem Goldsaal liegenden – Festsaal dar, warum ein geordnetes Leben und die Anpassung daran viel besser ist. (Diese Texte habe übrigens ich geschrieben *selbstbeweihräucherungsmodusoff*)
Also, wer den ewigen Kampf zwischen Ordnung und Chaos einmal im Museum erleben möchte, hat noch bis zum 26. August 2018 die Chance dazu.
Was gibt’s sonst noch zu sehen?
Das Residenzschloss Altenburg
Auch außerhalb von Sonderausstellungen ist das Schloss natürlich einen Besuch wert. Das ganze Schlossensemble thront auf einem Porphyrfelsen und überragt, die es umgebende Stadt. Schon im 10. Jahrhundert richtete Otto II. an dieser Stelle einen Burgward ein. Vorher gab es dort schon eine slawische Wallanlage, denn das heutige Altenburger Land gehörte zum sogenannten Pleißengau, auch „Plisni“ genannt. Die schon unter Heinrich I. einsetzende Germanisierung des Slawenlandes hat dieses Gebiet dem Heiligen Römischen Reich angegliedert und die Slawenstämme weiter nach Osten abgedrängt.
Im Verlauf des Mittelalters wurde Altenburg zu einer beliebten Kaiserpfalz, die beispielsweise der Kaiser Friedrich I. Barbarossa häufig besuchte. Im 13. Jahrhundert taucht dann eine Adelsfamilie auf, die fortan ihren Einfluss in diesem Gebiet immer weiter vergrößerte: die Wettiner. Nach diversen – auch mit Waffengewalt – ausgetragenen Gebietsstreitigkeiten, wurden die wettinischen Markgrafen offiziell mit dem Pleißenland belehnt. Im Jahr 1485 fand unter den Brüdern Ernst und Albrecht die Leipziger Teilung statt, die den wettinischen Landesbesitz in das ernestinische Kurfürstentum und das albertinische Herzogtum aufteilte. Altenburg gehörte nun zum ernestinischen Besitz. Im Verlauf der folgenden Jahrhunderte wurde das Land immer wieder durch Erbteilungen oder Aussterben von männlichen Wettinern aufgeteilt oder mit anderen thüringischen Gebieten zusammengefügt. Da diese Zusammenhänge ein bisschen kompliziert sind und ich meine Leser nicht verwirren will, habe ich die folgende übersichtliche Tabelle gebastelt.
1603-1638 | Herzogtum Altenburg | ältere Altenburger Linie |
1638-1672 | Herzogtum Sachsen-Coburg-Altenburg | |
1672-1826 | Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg | |
1826-1919 | Herzogtum Sachsen-Altenburg | jüngere Altenburger Linie |
ab 1919 | zum Land Thüringen gehörend | |
ab 1952 | zum Bezirk Leipzig gehörend | |
seit 1990 | zum Bundesland Thüringen gehörend |
Das Lindenaumuseum
Am Rande des Schlossparks liegt das Lindenaumuseum. Benannt wurde es nach Bernhard August von Lindenau (1779-1854). Er wurde in Altenburg geboren und war im herzoglichen und kurfürstlichen Staatsdienst in verschiedenen Positionen tätig. Ganz im Stile seiner Zeit war er sowohl an wissenschaftlichen Themen, wie auch der Kunst interessiert. Auf vielen Reisen durch Europa sammelte er verschiedenen Objekte. In seinem Testament stiftete er seine gesamte Sammlung dem Herzogtum Sachsen-Altenburg. Das heutige Lindenaumuseum wurde 1874 bis 1875 gebaut und 1876 feierlich eröffnet. Die Sammlung ist sehr umfangreich und umfasst sowohl frühe italienische Malerei (darunter drei Werke von Sandro Botticelli), als auch deutsche Malerei des 20. und 21. Jahrhunderts. In der direkten Umgebung des Museums stehen zahlreiche Skulpturen, beispielsweise von Fritz Cremer, zur kostenlosen Betrachtung.
Edit: Achtung! Zur Zeit wird das Lindenaumuseum renoviert. Das Haupthaus an der Gabelentzstraße 5 bleibt daher geschlossen. Das Interim befindet sich in der Kunstgasse 1.
Das Naturkundliche Museum „Mauritianum“
Die Herzogin-Agnes-Gedächtniskirche
Sie wurde in den Jahren 1904 bis 1906 gebaut und ist der Ehefrau des Herzogs Ernsts I., Agnes von Anhalt-Dessau (1824-1897), gewidmet.
Die Stadtkirche St. Bartholomäi
Urkundlich erstmals 1215 erwähnt ist die Bartholomäikirche die erste Stadtkirche Altenburgs. Im Verlauf der Hussitenkriege 1430 wurde sie bis auf die Krypta und die Unterkirche niedergebrannt. Der heute noch zu sehende gotische Neubau wurde 1443 fertiggestellt. Nachdem die zwei Kirchentürme 1659 eingestürzt bzw. 1660 abgerissen wurden, errichtete man bis 1668 den noch heute stehenden barocken Einzelturm.
Einige Berühmtheit erlangte die Kirche, die seit 1524 evangelisch war, durch den Reformator Georg Spalatin (1484-1545), der ab dem Jahr 1528 Superintendent in Altenburg war.
Die Brüderkirche
Das heutige Gebäude wurde in den Jahren 1902 bis 1905 nach den Plänen des Berliner Architekten Jürgen Kröger im Stile des Historismus erbaut. Vorher stand an dieser Stelle ein spätbarocker Kirchenbau aus den Jahren 1501 bis 1512 der auf Befehl des Kurfürsten Friedrichs des Weisen errichtet wurde. Die erste Anlage einer Kirche an dieser Stelle stammt aus dem 13. Jahrhundert und geht zurück auf das damals dort ansässige Franziskanerkloster.
Die Roten Spitzen
Die zwei Backsteintürme bilden die Überreste der ehemaligen Marien- oder auch Liebfrauenkirche und gehörten seit dem 12. Jahrhundert zum dortigen Augustiner-Chorherrenstift. Nach der Einführung der Reformation wurde die Kirche nicht mehr benutzt und das Stift 1543 aufgelöst. Das Gebäude verfiel zusehends. Im Jahr 1618 bekam der Nordturm noch eine neue barocke Haube. Die erhaltenen Gebäudeteile dienten nacheinander als Schule und Gefängnis. Im 19. Jahrhundert wurde an den Türmen ein Fachwerkbau ergänzt. Heute dienen die Türme musealen Zwecken.
Der Nikolaiturm mit umgebendem Kirchhof
Die Nikolaikirche wurde 1223 erstmal urkundlich erwähnt und wurde 1523 die zweite evangelische Stadtkirche. Doch schon im Jahr 1528 musste sie wegen Baufälligkeit geschlossen werden. Im Jahr 1534 wurde sie bis auf den Turm abgebrochen. Die, den Kirchhof umgebenden, Häuser bilden immer noch einen geschlossenen Siedlungskern.
Das Amtsgericht
Das Amtsgerichtsgebäude wurde 1725 vom Ratsbaumeister Johann Georg Hellbrunn (1674-1753) im barocken Stil errichtet. Es diente u. a. auch als Sitz des Landesarchivs und des Landratsamtes. Seit 1880 wurde es nur noch als Amtsgericht genutzt.
Das Kanzleigebäude (Burgstr. 17)
Das Gebäude wurde im 15. Jahrhundert anstelle zweier Bürgerhäuser errichtet. In den folgenden Jahrhunderten wurde es immer wieder erweitert und ausgebaut. Es diente u. a. als Geleitshaus mit einer Wohnung für den Geleitsmann, als Sitz der Kanzlei und des Rentamtes.
Die Herzogliche Landesbank (Burgstr. 34)
Erbaut wurde dieses stattliche Gebäude in den Jahren 1862 bis 1865 nach Plänen des Architekten Julius-Robert Enger.
Das Ministerialgebäude (Markt 1)
Dieses Gebäude an der Ecke zur Jüdengasse gehört einmal einem Bankier namens Lengke und wurde 1856 vom Staat gekauft. Es wurde vermutlich zu Beginn des 19. Jahrhunderts gebaut.
Das Landestheater Altenburg
Das Landestheater Altenburg gehört zusammen mit den Bühnen der Stadt Gera zum sogenannten Fünfspartentheater „Theater und Philharmonie Thüringen“. Der heutige Bau im Stile der Neorenaissance geht auf die Jahre 1869 bis 1871 zurück, da der damalige Herzog befand, dass das Herzogliche Theater nicht mehr den Ansprüchen des inzwischen auch bürgerlichen Publikums genüge. Der Neubau wurde 1871 mit der Aufführung „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber eingeweiht.
Das Rathaus
Das Rathaus wurde in den Jahren 1561 bis 1564 nach den Plänen des Hofbaumeisters Nikolaus Gromann errichtet und gilt als eines der bedeutendsten Renaissancerathäuser in Deutschland. Die Kosten für den Bau überstiegen dabei ein Vielfaches der ursprünglichen Kalkulation. (Das scheint beim Bau ja ein generelles Problem zu sein.)
Der Hauptmarkt
Der große Hauptmarkt entstand im 12. Jahrhundert unter dem Einfluss Friedrichs I. Barbarossa. Er ist 320 Meter lang und 50 Meter breit und entspricht auch noch heute dem mittelalterlichen Grundriss.
Das Landratsamt
Das Gebäude wurde in den Jahren 1892 bis 1894 vom Baudirektor Alfred Wanckel errichtet und orientiert sich am historistischen Stil.
Der Bahnhof
Das Gebäude wurde in den Jahren 1876 bis 1878 erbaut, da der erst 1842 erbaute Kopfbahnhof zu klein war und den schnell wachsenden Ansprüchen des Güter- und Personenverkehrs nicht gewachsen war.
Das Seckendorff’sche Palais
Das barocke Stadtpalais für Friedrich Heinrich von Seckendorff (1673-1763) wurde 1724 nach den Plänen Johann Georg Hellbrunn errichtet. In den Jahren 1810 bis 1818 diente es dem berühmten Verleger Friedrich Arnold Brockhaus als Wohnhaus.
Der Skatbrunnen
Das Kartenspiel „Skat“ wurde in den frühen Jahren des 19. Jahrhunderts in Altenburg erfunden. Um die Erfinder zu ehren, wurde im Jahr 1903 der Skatbrunnen am Brühl (einem der ältesten Plätze der Stadt) aufgestellt. Zu sehen sind vier Figuren, die sogenannten „Wenzel“, die bei dem beliebten Kartenspiel nicht gerade zimperlich miteinander umgehen. Während des Zweiten Weltkrieges wurden das Figurenensemble und die wasserspeienden Schweineköpfe eingeschmolzen. Mit Spenden aus der Bevölkerung wurden sie im Jahr 1955 wieder ersetzt.
In diesem barocken Gebäude befand sich von der Mitte der 1920er Jahre bis zum Jahr 1966 der Damen- und Herrensalon des Friseurmeisters Arthur Grosse (1894-1975). Der Salon verblieb ungenutzt und mitsamt seiner originalen Ausstattung bis er im Jahr 2001 „wiederentdeckt“ wurde. Seitdem wurde das Haus denkmalgerecht saniert und der Historische Friseursalon kann besichtigt werden.
Das Wohnhaus Markt 4
Das Gebäude an der Ecke zur Brüdergasse stammt aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und weist Stuckverzierungen in Form von Kartuschen und Rosenzweigen an der Fassade auf.
Die Stützmauer und das Geländer an der Wallstraße
Die Stützmauer verläuft anstelle der alten Stadtmauer und wurde 1862 neugebaut. Das neogotische Geländer wurde im Jahr 1892 ergänzt.
Der Turm der Wasserkunst
Der Turm wurde 1844 erbaut und bis 1878 zur Wasserversorgung der Stadt benutzt. Sein Stil orientiert sich an italienischen Turmbauten der Renaissance, auch „Campanile“ genannt.
Das Gebäude wurde in den Jahren 1802 bis 1804 im klassizistischen Stil errichtet. Die Loge nannte sich „Archimedes zu den drey Reichsbretern“ und gilt mit ihrer Gründung im Jahr 1742 als eine der ältesten deutschsprachigen Logen. Im Jahr 1935 wurde sie von den Nazis verboten und auch während der DDR-Zeit nicht wieder erlaubt. Seit dem Jahr 2000 wird das Logenhaus von den Freimaurern wieder als Veranstaltungsort benutzt.
Der Große Teich
Die Anlage wurde bereits im 12. Jahrhundert erwähnt und in den Jahren 1761 bis 1771 in eine barocke Grünanlage mit einer Promenade umgebaut und zählt damit zu einem der ältesten öffentlichen Parks in Thüringen. Auf der Insel befindet sich seit 1954 der Inselzoo.
Der Botanische Erlebnisgarten
Die Anlage entstand in den Jahren 1928 bis 1930 auf Initiative des Altenburger Nähmaschinenfabrikanten Karl K. Dietrich. Es war zwar ein Privatgrundstück, aber der Garten stand interessierten Besuchern offen. Während des Zweiten Weltkrieges entstanden große Schäden durch die mangelnde Pflege. Im Jahr 1949 übernahm die Stadt den Garten und öffnete ihn dauerhaft für die Öffentlichkeit.
In Altenburg findet man Teile der Stadtverschönerung auf dem Boden. Oft sieht man die schon etwas verwitterten Spielkartenfarben, die einen durch die ganze Stadt begleiten. Auf dem Hauptmarkt sind neben dem Grundriss der Stadt auch viele kleine Platten in den Boden eingelassen, die auf historische Ereignisse der Stadtgeschichte oder wichtige Persönlichkeiten hinweisen. Und natürlich findet man auch ein paar hübsche Kanaldeckel.
Transparenzhinweis: Manche der Kulturinstitutionen habe ich verlinkt. Dabei handelt es sich NICHT um Affiliate-Links. Wenn jemand den Links folgt, bekomme ich kein Geld. Auch für die Besprechung der Sonderausstellung wurde ich nicht bezahlt. Der Beitrag spiegelt meine eigene Meinung wieder, denn die Gedanken bleiben frei.