Wölkau

Geburtstag: 1222 (urkundliche Ersterwähnung)

Einwohner: 629
Bekannt für: einstürzende Altbauten

„Lass die Tür nicht so lange offenstehen! Da kommt bloß der Schwamm ´rein.“ Dieser Satz, der oft als humoristische Erziehungsmaßnahme dient, ist für das Schloss Schönwölkau bitterer Ernst geworden. Und der Hausschwamm ist nur einer von vielen Punkten, die den Verfall dieses einstmals schönen Schlosses beschleunigen.

Das Barockschloss

Aber beginnen wir die Geschichte vorn. Im Jahr 1659 kaufte Christoph Vitzthum von Eckstädt (1633-1711) das Rittergut (welches damals noch Klein-Wölkau hieß) vom Vorbesitzer Johann Gottfried von Schönfeld. Der Bau der Vierflügelanlage zog sich vermutlich bis zum Jahr 1703 hin und wurde von einem unbekannten italienischen Architekt ausgeführt. Ab 1712 ließ Friedrich (1675-1726), der Sohn von Christoph Vitzthum von Eckstädt, die Fassade des Herrenhauses nochmals umgestalten. Besonders die Gebäudeseite zum Park wurde mit barocken Elementen verziert. Der Schlosspark wurde nach französischen Vorbildern angelegt.

Das Schloss und der umfassende Landbesitz in und um Wölkau blieben bis zur Enteignung im Herbst 1945 im Besitz der Grafenfamilie Vitzthum von Eckstädt. Das Rittergut Wölkau wurde in das Volkseigene Gut Wölkau umgewandelt, welches den Wirtschaftshof des Schlosses weiternutzte. Der Südflügel wurde der Sitz des Kreiskulturhauses. In den restlichen Schlossräumen und der Orangerie wurden Wohnungen eingerichtet.

Seit Anfang der 1990er Jahre stand das Schloss leer. Im Jahr 1998 fand sich eine Investorengruppe, (unter ihnen ein bekannter Pianist und Dirigent) die das Schlossareal kaufte, mit dem Bestreben es in ein Kulturzentrum zu verwandeln. Die Investitionen lassen bis heute auf sich warten. Die einzige Aktion war die Errichtung eines Bauzaunes um die Schlossanlage. Auch die Verhängung von Strafgeldern seitens der Gemeinde haben keine Bewegung der Investoren hervorgerufen. Inzwischen gibt es einen neuen – angeblich sanierungswilligen – Interessenten für das Objekt. Ich wünsche es der Schlossanlage und auch dem ganzen Ort, dass es diesmal gut ausgeht. Und für alle Menschen, die mit dem Gedanken spielen sich ein Schloss zu kaufen, kommen hier noch ein paar – offensichtlich notwendige – Bemerkungen: Überlegen Sie sich diesen Kauf gut! Der Kaufpreis ist meistens der geringste Kostenpunkt, denn denkmalschutzgerechtes Bauen kostet nun mal Geld und Geduld, aber vor allem Geld. Ein Schloss zu kaufen mit allem was rundherum dazugehört ist (oder sollte) ein Lebens- bzw. Herzensprojekt sein. Machen Sie es richtig oder lassen Sie es sein! Ich habe langsam echt keine Nerven mehr für traurige Schlossgeschichten aus der Provinz, vor allem da es inzwischen auch so viele schöne Schlossgeschichten gibt.

Edit 2019: Das Schloss wurde inzwischen wieder verkauft. Der neue Besitzer ist die IKS Immobilien Gruppe GmbH. Am Schloss wurde mit Sicherungsarbeiten begonnen.

Die Schlosseinfahrt lässt schon Schlimmes erahnen.

Die Schlosseinfahrt lässt schon Schlimmes erahnen.

Die Vierflügelanlage verfügt über zwei Innenhöfe.

Die Vierflügelanlage verfügt über zwei Innenhöfe.

Die Fassade des Südflügels zur Parkseite

Die Fassade des Südflügels zur Parkseite

Im Dreiecksgiebel ist links das Wappen des Grafen Friedrich Vitzthum von Eckstädt (1675-1726) und rechts das seiner Frau Rahel Charlotte von Hoym (1676-1753) zu sehen.

Im Dreiecksgiebel ist links das Wappen des Grafen Friedrich Vitzthum von Eckstädt (1675-1726) und rechts das seiner Frau Rahel Charlotte von Hoym (1676-1753) zu sehen.

Die ehemalige Orangerie

Die ehemalige Orangerie

Die barocke Parkgestaltung ist nur mehr zu erahnen.

Die barocke Parkgestaltung ist nur mehr zu erahnen.

Der Schlosspark schließt sich an den Südflügel des Schlosses an.

Der Schlosspark schließt sich an den Südflügel des Schlosses an.

An den nördlichen Teil des Schlosses schließt sich ein Teich an ...

An den nördlichen Teil des Schlosses schließt sich ein Teich an …

... an dem man auch Angeln kann.

… an dem man auch Angeln kann.

Das Rote Haus (im Volksmund auch "Kutscherhaus" genannt) Es wurde 1867 als Wohnhaus für die Bediensteten erbaut. Auch nach der Bodenreform diente es bis 1989 als Wohnhaus. Da es mit dem Schloss veräußert wurde, steht es jetzt leer.

Das Rote Haus, im Volksmund auch „Kutscherhaus“ genannt, wurde 1867 als Wohnhaus für die Bediensteten erbaut. Auch nach der Bodenreform diente es bis 1989 als Wohnhaus. Da es mit dem Schloss veräußert wurde, steht es jetzt leer.

Die Patronatskirche

Ein positives Beispiel, wie man mit historischen Bauwerken umgehen kann, gibt es schon im Ort selbst. Die Patronatskirche, die in den Jahren 1680 bis 1688 unter Christoph Vitzthum von Eckstädt (1633-1711) errichtet wurde, war ausschließlich den Gottesdiensten der Gutsherren vorbehalten. Schon kurz nach der Fertigstellung zeigten sich Risse, die repariert werden mussten. Doch die Risse kamen immer wieder, vor allem im Gewölbe. Die dauernde Reparaturbedürftigkeit ist wahrscheinlich auf eine fehlerhafte Baukonstruktion zurückzuführen. Der endgültige Einsturz des Daches erfolgte im Jahr 1969 und die Kirche verfiel zur Ruine. Nach der Wende gab es einige Sanierungsmaßnahmen und ein Verein nahm sich der dachlosen Kirche an. Inzwischen dient sie als Veranstaltungsort für verschiedene kulturelle Veranstaltungen. Den Kirchenturm kann man besteigen.

Sehr häufig stolpert man in Wölkau auch über den Namen des Dichters und Philosophen Christoph Fürchtegott Gellert (1715-1769). Sowohl die Grundschule als auch die evangelische Kirche tragen seinen Namen. Tatsächlich war Gellert oft zu Gast im Schloss und beschrieb das Schloss und den Park ausführlich.

Ein Kommentar

    Neun

    Jaa, schone Gebaude und sehr Günstige fenster. Ich mag deine Bilde!

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