Naunhof

Das Wappen der Stadt zeigt eine Zinnmauer mit offenem Tor und dahinter einen spitzbedachten übereck stehenden Turm.

Einwohner: 8618

Geburtstag: irgendwann zwischen 1150 und 1223

Bekannt für: eine Autobahnausfahrt kurz vor der schönsten Stadt im gesamten Sachsenland

Es gibt bekanntlich nichts, was man nicht sammeln kann. Wenn man eine Sammelleidenschaft für etwas ausgearbeitet hat, sollte man sich vergewissern, dass man auch genug Platz für seine Objekte hat. Ansonsten ist die Gefahr, gesellschaftlich als Messie geächtet zu werden, relativ hoch. Da ja jetzt gerade alle wieder in die Stadt ziehen, ist auf dem Land genug Platz für das Hobby „Sammeln von Zeug“. Sofern man also einen Ort gefunden hat, an dem man alles hegen und pflegen kann, was man so anhäuft, sollte man unbedingt ein Museum daraus machen. Manche Orte haben sogar Raum genug für zwei kleine Museen dieser Art.

Das Turmuhrenmuseum

In Naunhof findet man zum einen das Turmuhrenmuseum. Es wurde 1995 im Gebäude der ehemaligen Mädchenschule eingerichtet. Es beherbergt eine Sammlung von funktionstüchtigen mechanischen Turmuhrwerken. Die filigrane Handwerkskunst ist sehr faszinierend, wenn man bedenkt, wie viele kleine Rädchen und Schrauben dabei ineinandergreifen müssen. Wenn man allerdings kein Verständnis für diese Art von Technik hat, kommt man sich zeitweilig sehr borstentierig vor.

Neben den großen Turmuhren findet man noch viele andere Zeitmesser und außerdem einige Schulbänke, da das Fachwerkhaus, wie oben erwähnt, im Jahr 1837 erbaut und bis 1874 als Mädchenschule benutzt wurde. Im Garten, der Teil des Kirchengeländes ist, befindet sich die Blumenuhr. Seit September 2006 zeigt sie, unterstützt durch saisonale Bepflanzung, die Zeit an.

Das Museum für historische Bürotechnik

Zum anderen findet man in Naunhof noch das Museum für historische Bürotechnik. Der Titel mag ein bisschen sperrig sein und nicht gerade nach Abenteuer klingen, aber wie so oft im Leben liegt die Schönheit im Verborgenen. Das ehrenamtlich betriebene Museum bietet einen Streifzug durch die technische Entwicklung von Schreib- und Rechenmaschine, Registrierkasse, Drucker und vielem mehr. Die Exponate stammen hauptsächlich aus dem 20. Jahrhundert und wurden von einem ehemaligen Büromaschinentechniker aus Delitzsch gesammelt. Die Geräte werden von den Vereinsmitgliedern selbst restauriert und befinden sich in hervorragendem, oft funktionstüchtigem, Zustand. Mögen Geräte wie Schreibmaschine und Kopierer bekannt sein, sind doch die unzähligen Rechenmaschinen, die vor dem Computer benutzt wurden, zumindest für mich, Neuland gewesen. Spannend waren aber auch Produktentwicklungen, die sich nicht so richtig durchgesetzt haben, wie die Schreibmaschine mit Monitor, oder die Curta-Rechenmaschine. Dabei handelt es sich um eine zylindrische mechanische Rechenmaschine, die als Weiterentwicklung des Rechenschiebers fungieren sollte. Die Funktionsweise erkläre ich hier lieber nicht, da ich es nicht mehr so richtig weiß bzw. überhaupt erst gar nicht verstanden habe (shame on me). Konstruiert wurde dieses Wunderwerk der Technik in den 1930er Jahren von Curt Herzstark. Die volle Ausarbeitung wurde jedoch unterbrochen, da er unter den Nationalsozialisten als „Halbjude“ galt und 1943 ins KZ Buchenwald gebracht wurde. Dort durfte er allerdings an der Konstruktion weiterarbeiten, denn Adolf wollte gerne eins davon haben. Doch aus dem Geschenk für den Führer wurde nichts und Herzstark gelangte nach der Befreiung über Wien nach Liechtenstein. Im Jahr 1947 begann die Produktion des Modells Curta I. Ab Januar 1954 wurde das Modell Curta II produziert. Tatsächlich waren die Geräte sehr beliebt. Sie wurden aber ab den 1970er Jahren von elektronischen Rechnern verdrängt. Auf Grund ihrer geringen Produktionszahl sind sie heute begehrte Sammelobjekte. Das Museum für historische Bürotechnik ist voll von solchen großen und kleinen Kuriositäten und man kann noch richtig was lernen, z. B. warum die alten Registrierkassen beim Öffnen der Geldschublade „Ping“ machen. Wer keine Erklärung dafür hat, sollte unbedingt nach Naunhof fahren.

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