Einwohner: 309
Geburtstag: 924 (schriftliche Ersterwähnung)
Bekannt für: ein nahezu biblisches Alter
Bei aller ästhetischen Kritik, die ich an Architektur und Kunstwerken aus der Zeit des Historismus habe, gibt es zum Glück immer wieder Ausnahmen. Eine dieser Ausnahmen ist das Schloss Püchau im gleichnamigen Ort. Schon im Jahr 924 befand sich auf dem dortigen Bergsporn eine Burg. In ebendiese flüchtete, laut der Chronik Thietmar von Merseburgs (975-1018), Heinrich I. (um 976-936) vor einfallenden ungarischen Truppen. Die Nennung der „urbs bichni“ macht Püchau damit zum am frühesten schriftlich belegten Ort Sachsens.
Inhaltsverzeichnis
Das Schloss
In den folgenden Jahrhunderten gehörte der Besitz Püchau vielen unterschiedlichen adeligen Familien. Für die bauliche Entwicklung des Schlosses waren vor allem die Geschlechter derer von Bünau und von Hohenthal maßgebend. Unter letztgenannten erhielt das Gebäude im 19. Jahrhundert seine heute noch sichtbare Gestalt im Neo-Tudor-Stil.
Nach der Enteignung des Schlosses im Jahr 1945 begann eine Nutzungsgeschichte, die sich kaum von der anderer Schlösser in der ehemaligen DDR unterschied. Es wurde als russische Kommandantur, Flüchtlingsheim und bis 1995 als Alten- und Pflegeheim genutzt. Seit 1998 befindet es sich in Privatbesitz und wird mit viel Liebe und Engagement restauriert. (An dieser Stelle könnten sich andere Schlösser, die leise vor sich hin verfallen, und deren Besitzer mal wieder ein Beispiel nehmen.)
Trotzdem es wieder instandgesetzt wird, wirkt es doch wie ein verwunschenes Dornröschenschloss. Der markante Wendelstein und der Wehrgang mit Zinnen tragen zu diesem Bild ebenso bei, wie das Innenleben des Schlosses. Wenn man durch die Räume streift, hat man das Gefühl jeder Vorbesitzer hat etwas hinterlassen. Und damit meine ich nicht nur in architektonischer Hinsicht. Dort liegt echt viel… Krempel. Das ist auf keinen Fall missbilligend gemeint oder im Sinne von unordentlich (beim Thema „Ordnung halten“ weise ich auch keine maßgebende Fachkompetenz auf). Alles wirkt einfach sehr authentisch und auf charmante Weise gruselig. Ich hoffe sehr, dass dieser märchenhafte Charakter auch nach der vollständigen Wiederherstellung erhalten bleibt, da er einen großen Teil der Wirkung des Schlosses ausmacht.
Historischer Abriss des Schlosses
924 | in der Chronik Thietmar von Merseburgs wird Püchau als Fluchtort Heinrichs I. erwähnt |
ab 1040 | im Besitz der Bischöfe von Meißen |
1397–1441 | im Besitz der Familie von Heynitz |
1441–1508 | im Besitz der Familie von Spiegel |
1508–1524 | im Besitz von Johann von Saalhausen |
1524–1533 | im Besitz der Familie von Canitz |
1533–1637 | im Besitz der Familie von Ende |
1637–1667 | im Besitz der Familie von Taube |
1667-1807 | im Besitz der Familie von Bünau |
1807-1945 | im Besitz der Familie von Hohenthal |
19. Jahrhundert | umfassender Neugestaltung durch die Architekten Oskar Mothes und Constantin Lipsius |
1912 | eine Windhose verwüstet Dorf und Schloss |
1948-1995 | Nutzung als Alten- und Pflegeheim |
ab 1998 | in Privatbesitz |
Was gibt’s noch zu sehen?
Die Peterskirche
Schon im 10. Jahrhundert stand wohl eine Sankt Peter geweihte Kapelle auf dem heutigen Kirchberg. Der Bau aus dem 16. Jahrhundert wurde 1868 bis auf den Kirchturm abgerissen. Die Einweihung des Neubaus erfolgte 1869.
Das Pfarrhaus stammt aus dem Jahr 1595.