Einwohner: 170
Geburtstag: 1232 (erstmals urkundlich erwähnt)
Bekannt für: den Geburtstort und die letzte Ruhestätte von Friedrich Nietzsche
Am 15. Oktober 1844 wurde Friedrich Nietzsche (1844-1900) in dem kleinen Ort Röcken in der Nähe von Lützen als Sohn eines protestantischen Pfarrers geboren. Dort verbrachte er die ersten Jahre seiner Kindheit, bis er nach dem Tod des Vaters mit seiner Mutter und seiner Schwester nach Naumburg zog. Doch nicht nur sein Geburtshaus findet man in der kleinen Gemeinde, sondern auch Nietzsches letzte Ruhestätte im Familiengrab an der Dorfkirche. Eigentlich wollte er auf der Halbinsel Chasté am Silser See bestattet werden, was seiner Schwester Elisabeth Förster-Nietzsche (1846-1935), die sich um seinen Nachlass kümmerte, von den Weimarer Behörden verwehrt wurde. Sie selbst wollte ihren Bruder am liebsten in Weimar bestatten, um das von ihr dort gestaltete Nietzsche-Archiv zu einem Pilgerort zu machen. Letztendlich verbrachte sie seinen Leichnam nach Röcken und nach einer großzügigen Spende konnte der Pfarrer überredet werden, die Beisetzung auf dem alten Friedhof der Dorfkirche zuzulassen. Der Pfarrer selbst war nicht zugegen, da Friedrich Nietzsche kein Gemeindemitglied war und sich in seinen Schriften kritisch zum Christentum und zur Religion im Allgemeinen geäußert hatte. Zu der nicht-kirchlichen Beerdigung erschienen Verwandte und Weggefährten Nietzsches die aus „Also sprach Zarathustra“ zitierten, anstatt aus der Bibel.
In der Folgezeit zog das Grab immer wieder Besucher an. Durch Nietzsches starke Rezeption während der Zeit des Nationalsozialismus, galt er in der DDR (und nicht nur dort) als Nazi-Philosoph und wurde in der Forschung weitgehend ignoriert. Trotzdem wurde die Grabstätte immer wieder besucht und letztendlich 1986 unter Denkmalschutz gestellt. Auch die Beurteilung des Werkes Nietzsches erfuhr neue Perspektiven. (Über die Bedeutung von Friedrich Nietzsche innerhalb der Philosophie kann ich nichts sagen, da ich davon überhaupt keine Ahnung habe und mir nur oberflächliches Halbwissen angelesen habe. – Anm. der Autorin)
Anlässlich seines 100.Todestages im Jahr 2000 wurde die Skulpturengruppe „Röckener Bacchanal“ des Künstlers Klaus F. Messerschmidt eingeweiht. Dabei handelt es sich um Bronzen mit einem weißen Überzug, die Nietzsche dreimal und seine Mutter einmal an seinem eigenen Grab zeigen. Die Idee zu diesem Ensemble geht auf einen Traum zurück, den Nietzsche seinem Freund Jacob Burckhardt (1818-1897) 1889 in einem Brief beschrieb. Im Jahr 2003 wurde die ganze Gedenkstätte bestehend aus dem Geburtshaus, der Taufkirche, der Dorfschule und des Familiengrabs aufwendig saniert und die jetzige Ausstellung eingerichtet, die Nietzsches Lebensstationen zeigt, aber dabei besonders auf seine ersten Lebensjahre und seine familiären Verbindungen in und um Röcken eingeht.