Geburtstag: 1335
Einwohner: 821
Was gibt es bei Sommerhitze Schöneres als durch einen schattigen Landschaftspark zu lustwandeln, der von einem Fluss durchzogen wird? Zu Zeiten Christina von Brühls, genannt „Tina“ (1756-1816) wohl nicht viel. Und weil ihr der gewünschte Landschaftspark fehlte und die Grünanlage des Wohnschlosses zu klein war, ließ sie einen eigenen Park im nahegelegenen Seifersdorfer Tal anlegen, welches von der Großen Röder durchflossen wird. Nach ihren Wünschen und ganz dem damaligen empfindsam-romantischen Zeitgeist entsprechend, findet man als Besucher, auch heute noch, verschiedenste Tempel, Gedenksteine, Urnen und Sinnsprüche entlang des Weges. Beim Spazieren über den manchmal etwas steinigeren Weg kommen beim Besucher jedoch Zweifel auf, ob Tina von Brühl in ihrem zarten Empirekleid wirklich durch das Tal wanderte. Nichts desto trotz ist das Seifersdorfer Tal ein wunderschöner Ort indem sich Natur und Kultur perfekt zu einem großen Ganzen verbinden. Und auch wenn man beim ersten Besuch nicht alle Denkmäler entdeckt hat, ist es nicht so schlimm, denn der Park kann kostenfrei besichtigt werden. (Hinter der Pflege dieses Areals steht natürlich wieder ein Förderverein, der sich sicher über jede Spende freut. Und wenn ich so etwas schreibe, ist das keine Werbung. Es ist mir einfach eine Herzensangelegenheit, dass solche Kulturdenkmäler erhalten bleiben. Also wer möchte, kann ja mal ´nen Fuffi o. ä. auf das Spendenkonto werfen. Wer das nicht möchte, macht es eben nicht.)
Inhaltsverzeichnis
Was gibt es da zu sehen?
Das Schloss
In den Jahren 1531 bis 1535 wurde an Stelle des heutigen Gebäudes ein Wasserschloss für Christoph von Haugwitz errichtet. Bis 1747 gehörte das Rittergut Seifersdorf der Adelsfamilie von Grünrod, die jedoch ausstarben. Danach fiel es in die Hände des kurfürstlich-sächsisch und königlich-polnischen Premierministers Heinrich von Brühl (1700-1763). Ab 1771 lebten sein Sohn Hans Moritz von Brühl (1746-1811) und seine Schwiegertochter Christina von Brühl auf dem Seifersdorfer Rittergut, allerdings nicht im Schloss, sondern im benachbarten Gutshaus, dass ihren – für adelige Verhältnisse – bescheidenen Ansprüchen genügte. Im Schloss wurden Feste gefeiert und Gäste einquartiert. Seine heute noch neogotische Gestalt erhielt das Schloss aber erst zwischen 1818 bis 1826 unter Carl von Brühl (1772-1837) und nach Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel (1781-1841).
Das Seifersdorfer Tal
Das Ehepaar von Brühl führte ein für Adelige relativ zurückgezogenes Leben in Seifersdorf. Damit aber keine geistige Langeweile aufkommt, legte Tina von Brühl einen Landschaftspark an. Am 26. Juli 1781, dem Geburtstag ihres Ehemannes, wurde der Tempel „Moritz und den ländlichen Freuden“ auf einer Waldwiese eingeweiht. Dieser Tempel und viele andere Gartenszenen sind nicht mehr erhalten oder inzwischen stark verfallen. Trotzdem gibt es im Seifersdorfer Tal noch viel zu entdecken. Und zwar so viel, dass ich leider auch manchmal nicht mehr weiß, welchem Dichter, Musiker oder sonstigem Lieblinglingsmenschen der Familie von Brühl welcher Stein gewidmet ist. (Den Kern des kulturell-feudalen Freundeskreises bildete die Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach (1739-1807). Im Schloss findet man eine Übersicht mit allen Gästen und Freunden der von Brühls, dazu gehörte u. a. auch Dorothea von Kurland (1761-1821).)
Die Kirche
Die Kirche in Seifersdorf wurde von der Familie von Grünrod in den Jahren 1604/05 errichtet. Im Jahr 1892 wurde sie nochmals umgebaut bzw. erweitert. Sie wird auch Sieben-Ritter-Kirche genannt, auf Grund der sechs großen Epitaphfiguren und der Altarfigur Dietrichs von Grünrod, die in der kleinen Dorfkirche etwas überdimensioniert wirken. Bei den Figuren handelt es sich größtenteils um Angehörige der Familie von Grünrod.
Nadine
Es ist ein wirklich guter und aufschlussreicher Blogbeitrag geworden, liebe Cindy. Denn als deine nicht historisch bewanderte Begleiterin auf diese Reise ins Hinterland, habe ich mittels deiner fundierten Recherchen zu den einzelnen Denkmälern auch hier noch etwas dazu gelernt.
Es ist schon erstaunlich was du aus einem doch sehr unspektakulären Ausflug immer machst; (u.a. auch uninteressant für mich, weil kaum eines der Denkmäler vor Ort gut erklärt wurde).
Die Bilder sind super schön geworden und zeigen das Tal von seiner besten Seite.
Hantsche
Tolle Einschätzung!
Vielen Dank.