
Geburtstag: 1412
Einwohner: 782
Bekannt für: ein Rokoko-Schloss
Infolge des Siebenjährigen Krieges zogen preußische Truppen durch Sachsen. Da das Verhältnis zwischen dem preußischen König Friedrich II. und dem sächsischen Premierminister etwas – sagen wir mal – angespannt war, gab es auch keine Rücksicht auf kulturelle Verluste, als preußische Soldaten im Jahr 1758 in Nischwitz ankamen. Das Schloss wurde schwer zerstört, aber nicht abgebrannt. Das wertvolle Interieur wurde entweder zerstört oder mitgenommen. Mit dem Wiederaufbau wurde zwar sofort nach Kriegsende 1763 begonnen, allerdings verstarb der Graf von Brühl im selben Jahr und die Arbeiten wurden eingestellt. Erst mit dem Verkauf des Ritterguts im Jahr 1777 an den Leipziger Juristen Dr. Philipp Heinrich Lastrop wurde das Schloss wieder instand gesetzt. Auch im 19. Jahrhundert unterlag das Schlossgelände noch einigen baulichen Veränderungen. Im Jahr 1817 ging es in den Besitz der Familie von Ritzenberg über, die im Schlosspark eine Familiengruft in Form eines dorischen Tempels anlegte. Direkt gegenüber diesem kleinen Mausoleum befindet sich die Grablege der Familie von Zimmermann, der das Gut von 1889 bis 1945 gehörte. Während der DDR-Zeit wurde das Schloss als Alten- und Pflegeheim genutzt. Gegen Ende der 1980er Jahre wurden die Wand- und Deckenmalereien restauriert. Das Schloss befindet sich seit den 1990er Jahren in Privatbesitz. Während die Nebengebäude, die einst als Küchentrakt und Orangerie dienten, zu Wohnungen umgebaut wurden, steht das Schloss leer. Der englische Park steht Besuchern allerdings offen.

Direkt gegenüber der Hofseite des Schlosses befindet sich ein sogenannter „Point de vue“. Auf dem kleinen Sockel in der Nische befand sich einst eine Skulptur von Ceres, der Göttin des Ackerbaus und der Fruchtbarkeit.

Die um 1848 erbaute Grablege der Familie von Ritzenberg ist nach dem Vorbild eines dorischen Tempels errichtet.
In Nischwitz ist neben dem Schloss und dem Park sonst nicht so viel zu entdecken. Interessant für alle Geschichts- und Kunstgeschichtsnerds ist vielleicht, dass das Geburtshaus von Cornelius Gurlitt (1850-1938) in dem kleinen Ort steht. Am Haus selbst erinnert eine Tafel über dem Eingang an den Kunsthistoriker, dessen Hefte „Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen“ immer noch eine fundierte Quelle für kleine Provinzblogger sind.