Wachau

Geburtstag: 1218

Einwohner: 948

Bekannt für: einen nicht gerade seltenen Ortsnamen

Einen Blogbeitrag über eine Gemeinde namens Wachau gab es auf diesem Blog tatsächlich schon einmal. Und während Wachau bei Markkleeberg eine Kirchenruine als Hauptattraktion vorzuweisen hat, ist die Sehenswürdigkeit N°1 in Wachau bei Radeberg ein Barockschloss. Noch ist es keine Ruine, aber es steht zur Zeit noch leer. Ob die zeitgemäßen Nutzungskonzepte eine Zukunft haben, wird sich noch zeigen müssen. Schön für das Schloss und auch für die Gemeinde wäre es allemal.

Das Barockschloss

Das – für sächsische Verhältnisse – kleine Barockschloss liegt auf einer künstlichen Insel. Es wurde von 1730 bis 1754 errichtet. Die Bauherrin war die mit 26 Jahren bereits zweimal verwitwete Magdalena Sophie von Werthern (1692-1757). Sie ließ das Schloss für ihren einzigen Sohn Johann Georg von Schönfeld (1718-1770) bauen. Die Familie von Schönfeld besaß Wachau schon seit dem 14. Jahrhundert. Im Jahr 1527 brannte die Burg der Familie von Schönfeld ab, wurde aber danach wieder aufgebaut.

Für den Schlossneubau im 18. Jahrhundert wurde dieser zweite Vorgängerbau abgerissen. Da Johann Georg von Schönfeld keine Kinder hatte erlosch mit ihm sein Geschlecht im Mannesstamm. Das Rittergut Wachau fiel danach zunächst an die Familie von Oppel. Im 19. Jahrhundert war es in den Jahren 1841 bis 1849 im Besitz von Heinrich August Blochmann (1787-1851), welcher schon einige bauliche Veränderungen im Schloss vornahm. Den größten Innenumbau erfuhr das Schloss allerdings unter der Leipziger Familie Kühne, die das Schloss im Jahr 1883 kauften und bis zur Enteignung im Jahr 1945 in Besitz hatten. Nahezu alle neobarocken Elemente des Interieurs wurde in den 1880er Jahren gestaltet. Der maßgebliche Architekt dabei war der Leipziger Georg Weidenbach (1853-1928).

Während der DDR-Zeit erfuhr das Schloss viele verschiedene Nutzungen u. a. als Schulhort und Arztpraxis. Im Schloss wurden auch einzelne Wohnungen eingerichtet. Nachdem das Schloss in den 1990er Jahren saniert wurde und danach leer stand, strebt man diese Nutzung wieder an. Des Weiteren wird das Schloss zur Zeit auch als Ausstellungsort für zeitgenössische Kunst genutzt und steht an ausgewählten Tagen oder zu verschiedenen Veranstaltungen für einen Besuch offen.

Auf der Haupteingangsseite des Schlosses prangt unter der Grafenkrone das Wappen der Familie von Schönfeld im Dreiecksgiebel, welches einen dreimal gestümmelten schwarzen Ast auf goldenem Hintergrund zeigt.

Auf der Haupteingangsseite des Schlosses prangt unter der Grafenkrone das Wappen der Familie von Schönfeld im Dreiecksgiebel, welches einen dreimal gestümmelten schwarzen Ast auf goldenem Hintergrund zeigt.

Auf der Rückseite des Gebäudes ziert das gräfliche Wappen der Familie von Werthern den Giebel des Mitteltraktes.

Auf der Rückseite des Gebäudes ziert das gräfliche Wappen der Familie von Werthern den Giebel des Mitteltraktes.

Zwei Modellskulpturen des Installationskünstlers Andreas Hetfeld stehen im Eingangsbereich.

Zwei Modellskulpturen des Installationskünstlers Andreas Hetfeld stehen im Eingangsbereich.

Die Stuckverzierungen der Kamine, sowie Wand- und Deckenmalereien zeigen Wald- und Jagdszenen.

Das Deckengemälde von Carl Jolas (1867-1948) zeigt den Gott Apollo, der auf Pegasus reitet. Es ist wahrscheinlich um 1850 entstanden.

Das Deckengemälde von Carl Jolas (1867-1948) zeigt den Gott Apollo, der auf dem Pegasus reitet. 

Auch die DDR-Zeit hat ihre künstlerischen Spuren in den Schlossräumen hinterlassen.

Auch die DDR-Zeit hat ihre künstlerischen Spuren in den Schlossräumen hinterlassen.

Ein Blick in das sog. Maurische Zimmer. Die Ausgestaltung orientiert sich an der islamischen Kunst und Architektur Andalusiens.

Ein Blick in das sog. Maurische Zimmer. Die Ausgestaltung orientiert sich an der islamischen Kunst und Architektur Andalusiens.

Der Kamin im Maurischen Zimmer

Der Kamin im Maurischen Zimmer

Von der ursprünglichen Rokoko-Möblierung, die besonders unter Gotthelf Kühne zusammengestellt wurde, ist nichts erhalten geblieben.

Von der ursprünglichen Rokoko-Möblierung, die besonders unter Gotthelf Kühne zusammengestellt wurde, ist nichts erhalten geblieben.

Der Schlosspark

Ein Schlosspark wurde schon mit dem Neubau des Schlosses im 18. Jahrhundert angelegt. Eine maßgebliche Umgestaltung fand im Jahr 1891 unter dem Gartenbaudirektor Max Bertram (1849-1914) statt. Da die ursprüngliche Parkgestaltung im folgenden Jahrhundert nicht besonders gepflegt wurde, verwuchs die Anlage sehr stark. Durch einen Tornado im Jahr 2010 nahm besonders der Baumbestand Schaden. Seit 2018 wird an der Wiederherstellung der ursprünglichen Parkarchitektur gearbeitet. (Da ich mir den Park bei meinem Besuch nicht genau angesehen habe, weiß ich nicht, wie weit fortgeschritten die Sanierung inzwischen ist.)

Ein Blick von der Schlossinsel in den gegenüberliegenden Park

Ein Blick von der Schlossinsel in den gegenüberliegenden Park

Was gibt’s noch zu sehen?

Die evangelische Kirche

Über den Ursprung der Kirche konnte ich nichts Genaues herausfinden, außer dass es im Mittelalter schon einen Kirchenbau gegeben hat. Der Turm wurde im Jahr 1689 an den Vorgängerbau angesetzt. Ein Kirchenneubau von 1820 wurde dann wiederum an diesen Turm angebaut. Da ich die Kirche kurz vor dem Erntedankfest besuchte, ist sie innen noch mit schönen Kränzen geschmückt, aber auch ohne diese ist sie für eine Dorfkirche ziemlich prachtvoll. Die Wandmalereien hinter dem Altar wurden im Jahr 1905 von Erhard Ludewig Winterstein (1841-1919) ausgeführt.

Eine Frage an alle Wachauer: Wer ist dieser traurige Büstenmann und warum wird er schräg über den Mülltonnen auf dem Gelände des Pfarrhauses versteckt?

Eine Frage an alle Wachauer: Wer ist dieser traurige Büstenmann und warum wird er schräg über den Mülltonnen auf dem Gelände des Pfarrhauses versteckt?

Die Museumsscheune Kunaths Hof

Die Scheune stammt aus dem Jahr 1859 und hat allerlei bäuerliche Ausstellungsstücke angesammelt, die in keinem guten Heimatmuseum fehlen dürfen. Bei verschiedenen Veranstaltungen kann man herausfinden, ob das bäuerliche Leben tatsächlich so romantisch und einfach war, wie man es sich in der digitalisierten Welt gerne ausmalt.

Wenn man Glück hat gibt es Kuchen.

Wenn man Glück hat gibt es Kuchen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*